Peter Conrad Schreiber

PETER CONRAD SCHREIBER

11.08.1816 - 17.02.1894


Galerie

Peter Conrad Schreiber, ein Fürther Landschaftsmaler im 19. Jahrhundert

von Wolfgang Vorwerk

Ein Beitrag zum 200. Geburtstag von Peter Conrad Schreiber, erstmals veröffentlicht in den Fürther Geschichtsblättern (Ausgabe 4/15 und 1/16).

Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Geschichtsvereins Fürth und von Herrn Dr. Wolfgang Vorwerk aus Bremen, der den Text für diese Homepage nochmals aktualisiert und überarbeitet hat (Stand Mai 2017).

Teil 1

Einleitung und Quellenlage

Am 11. August 2016 jährte sich der 200. Geburtstag Peter Conrad Schreibers. Als Schüler von August Wilhelm Ferdinand Schirmer in Berlin, dem Nachfolger des berühmten Carl Blechen an der Akademie der Künste in Berlin, wurde der in Fürth geborene Peter Conrad Schreiber ein bekannter Landschaftsmaler im 19. Jahrhundert. Sein Hauptschaffen war geprägt von den Eindrücken seiner Jahre in Italien.
Über drei Generationen führt der im Folgenden beschriebene Weg des Künstlers vom Geburtsjahr 1816 und dem Geburtsort Fürth in das Jahr 2015/2016 und direkt nach Bremen, wo ich als der Verfasser dieser Zeilen zusammengetragen habe, was über Peter Conrad Schreiber, meinen Ururgroßvater, aus noch vorhandenen Quellen zu erfahren war. Leider hat kein Chronist je Einzelheiten über sein persönliches Leben aufgezeichnet, stellte schon 1972 Hans Pflug-Franken in einem Beitrag zu Schreiber in den Fürther Geschichtsblättern mit Recht fest. Auch ist bislang kein nennenswerter schriftlicher Nachlass Schreibers gefunden worden. Eine besonders wichtige Quelle über sein Leben und Schaffen ist daher die bisher noch nicht ausgewertete Niederlassungsakte im Stadtarchiv Nürnberg aus dem Jahre 1845. Aus dieser Akte, die manchen unbekannten Aspekt zu Schreibers Leben enthält, wird im Folgenden, vor allem auch in Teil 2, häufiger zitiert. Sie befindet sich daher auch als einzeln aufgeführte Dokumentation auszugsweise im Anhang. Hinzukamen 2016 drei Briefe Schreibers aus den Jahren 1837 (Abb. B1), 1840 (Abb. B2) und 1869 (Abb. B3) an Ferdinand Bellermann, einen Mitschüler und Freund aus Berliner Zeiten. Die Briefe wurden mir 2016 von Thomas von Taschitzky, dem Kurator der Gemälde- und Skulpturensammlung des Angermuseums Erfurt, dankenswerterweise zur Kenntnis gebracht. Der Ururenkel von Ferdinand Bellermann, Dr. Martin Bellermann, genehmigte den Abdruck. Die Briefe wurden daher in diesen Text eingearbeitet. Sie sind in Anhang 1-3 komplett als Texte nachzulesen. Im ersten Teil der Ausführungen geht es um Schreibers Kindheit und Jugendzeit in Fürth, aber auch um die für sein Schaffen so wichtigen anschließenden Studien- und Wanderjahre in Berlin, München und Rom[1]. Der zweite Teil beschreibt sein Leben und Schaffen in Nürnberg. Eine fundierte kunsthistorische Bearbeitung des Werks bleibt ein großer Wunsch, der allerdings nur von Expertenseite zu erfüllen wäre. Möge diese Homepage, in der auch diese Arbeit über Schreiber Aufnahme fand, ein Ansporn sein.

Fürther Kindheit und Jugendzeit

Am 11. August 1816 wurde nach dem Eintrag im Pfarrbuch von St. Michael Peter Konrad Schreiber als Sohn des Gürtlermeisters Johann Christoph Schreiber und seiner Ehefrau Katharina Barbara, geb. Hüttner, in Fürth geboren und am 25. August getauft. Als Taufpate wird der Riemenmeister Peter Konrad Walter aus Fürth genannt. Der Pate stammte also, wie es üblich war, aus derselben Schicht wie die Eltern. Laut dem zweiten Fürther Adressbuch von 1819 wohnte die Familie im Haus Nr. 275 in der damaligen Nürnberger Straße. Nach einer Straßenumbenennung und damit einhergehenden Neunummerierung im Jahre 1827 wurde aus der alten Adresse jetzt Königstraße Haus Nr. 393[2]. Auf einem Foto aus dem Stadtarchiv Fürth aus der Zeit um 1870 ist zumindest eine Ecke des stattlichen zweistöckigen Geburts- und Elternhauses Schreibers zu erkennen (Abb. 1). Das Haus wurde im Zuge des 1901 errichteten Stadttheaters abgerissen. Die heutige Adresse Königstraße 114 entspricht daher nicht dem früheren Elternhaus des Malers.
Das Elternhaus war begütert, wie wir noch in Teil 2 dieses Aufsatzes erfahren werden. Peter Konrad besuchte in Fürth die sogenannte Werktagschule, wie die Grundschule damals hieß, sowie die Sonntagsschule, ging hier auch zum Konfirmandenunterricht und absolvierte, frühestens ab 1827/1828, eine handwerkliche Ausbildung zum Graveur. Darüber erfahren wir von Peter Conrad selbst, der seinen Vornamen Konrad zwischenzeitlich - einer gewissen Mode im Bildungsbürgertum entsprechend - mit C schrieb, um seine geistige Nähe zum römischen Bildungserbe und lateinischen Mittelalter deutlich zu machen. Er gab bei seiner Aufnahme in die Königlich Preußische Akademie der Künste zu Berlin (im Weiteren kurz: Berliner Akademie oder Akademie der Künste) im Jahre 1835 an: „Bestimmung: Graveur“[3]. „Bestimmung“ bedeutete in den Akademieakten "Berufsziel"[4]. Ohne eine entsprechende vorherige Ausbildung hätte Schreiber dieses Berufsziel kaum angeben können. Auch das Kunstlexikon von E. Bénézit nennt Schreiber „Paysagiste et Graveur“ (Landschaftsmaler und Graveur). Die Bezeichnung „Graveur“ bezieht sich normalerweise auf die Tätigkeit des Kupfer- oder Stahlstechers und Radierers[5].
Der Vater wird im Fürther Adressbuch von 1819 als „Gürtlermeister und Knopffabrikant“ und gleichzeitig als „Bronzefabrikant“[6] bezeichnet. Peter Conrad gab 1835 bei seiner Aufnahme in die Akademie der Künste in der Spalte „Geschäfte der Eltern“ „Gürtelmacher“ an[7]. Die Gürtler stellten jedoch keine Gürtel her, sie wurden den Feinschmieden zugerechnet. Ein Schwerpunkt ihres Handwerks war die kunstvolle Verzierung von Gürtelschnallen und Gürtelbeschlägen sowie die Herstellung von Knöpfen[8]. Die Ausbildung zum Graveur hätte Peter Conrad zweifelsohne bestens in den väterlichen Betrieb einbringen können. Sein Bruder Johann Friedrich Schreiber erlernte letztlich an seiner Stelle das väterliche Gürtlerhandwerk und übernahm in den letzten Jahren das väterliche Unternehmen. 1873 erlosch der Betrieb Joh.Chr.Schreiber/Sohn & Co aber endgültig.
Nach der Ausbildung in Fürth schickte der Vater seinen Sohn aber zunächst auf die königliche Kunstgewerbeschule zu Albert Christoph Reindel (1784-1853) nach Nürnberg. Albert Reindel war der weit über die Grenzen Nürnbergs hinaus bekannte Direktor dieser angesehenen Schule. Zugleich war er Leiter der Nürnberger Malerakademie und Konservator der städtischen Gemäldesammlungen, dem die königliche Gemäldesammlung und der gesamte städtische Kunstbesitz unterstanden. Für Fürth machte er 1831 Entwürfe für die Umbauten der Kirche St. Michael und der Synagoge. Vieles mehr ließe sich anführen[9]. Ein bislang nicht publiziertes Porträt von Reindel gibt es aus der Hand von Carl Vogel von Vogelstein (1788-1868), einem der bekanntesten Porträtisten des 19. Jahrhunderts (Abb. 2). Niemand dürfte damals geahnt haben, dass Schreiber eines Tages so bekannt sein würde, dass Vogel von Vogelstein auch ihn in seine Bildersammlung bekannter Künstlerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts aufnehmen würde.
Nur von Albert Reindel wissen wir etwas über Peter Conrads Besuch der Kunstgewerbeschule. Er erklärte nämlich am 2. Mai 1845 gegenüber dem Magistratsbeamten der Stadt Nürnberg im Rahmen des schon erwähnten Niederlassungsantrags von Schreiber: „[...] Peter Konrad Schreiber aus Fürth hat die Kunstgewerbeschule vom Monat Mai 1833 bis Juli 1834 anhaltend und mit bestem Erfolg besucht [...]“ (siehe Dok. 1).
Dass der Gürtler-Nachwuchs damals auf Kunstgewerbeschulen und Kunstakademien geschickt wurde, war nicht ungewöhnlich. Auch Vater Schreiber wird schon geahnt haben, dass das Handwerk der Gürtler - wie so viele andere Handwerke auch - eines Tages durch die aufkommende industrielle und manufakturierte Massenware aus England in seiner Existenz bedroht sein würde, wenn man nicht rechtzeitig noch mehr als bisher für den gehobenen Geschmack fertigte und so dieser Entwicklung beizeiten gegensteuerte. Er mag sich von einer künftigen Mitarbeit seines offenbar außergewöhnlich begabten Sohns die Herstellung von höherwertigeren, dekorativeren und vor allem kunstvoller gefertigten Waren erhofft haben.

Abb.1: Königstraße 106 [1]

Abb.2: Albert Christoph Reindel [2]

Abb.3: Akademie der Künste [3]

Peter Conrads Studien- und Wanderjahre

Aus einer Erklärung von Peter Conrad Schreiber im Nürnberger Niederlassungsgesuch, die der städtische Beamte am 22. Mai 1845 protokollierte, erfahren wir Einzelheiten über die Dauer und Abfolge der einzelnen Studienorte, die im Anschluss an die Ausbildung in Nürnberg bei Reindel folgten: „Ich befand mich 4 Jahre zu Berlin und München und zweieinhalb Jahre zu Rom, woselbst ich mich blos meinem Studium widmete[...]“ (siehe Dok. 2). Ähnlich Albert Reindel am 2. Mai 1845 aus gleichem Anlass in Nürnberg (siehe Dok. 1).
Es war sicher auch Reindel, der im Schuljahr 1833/34 in Nürnberg erkannt hatte, welches außergewöhnliche zeichnerische Talent in seinem Schüler steckte. Reindel sprach darüber sicher bald mit dem Vater und stellte nach der väterlichen Zustimmung die Weichen zumindest für die weitere Ausbildung in Berlin und München. Als Ehrenmitglied der Münchner Akademie der Bildenden Künste[10] und als späteres Mitglied der Berliner Akademie[11] hatte er so wohl nach München als auch nach Berlin gute Kontakte[12]. In Paris, wo Reindel studiert und gearbeitet hatte, war der prominente Förderer Schreibers übrigens ebenfalls Mitglied der dortigen Akademie – der Akademie der Schönen Künste[13].

Berlin 1835-1837

Zu Schreibers Aufenthalt in Berlin findet sich die erste schriftliche Erwähnung in den Schülerakten der Akademie der Künste. Die Akademie unter Leitung des Bildhauers Johann Gottfried Schadow befand sich zu jener Zeit „Unter den Linden“ (Abb. 3).
Schreiber wird erstmals im Bericht von Prof. Heinrich Anton Dähling über die Schüler der sog. Prüfungsklasse vom 1. April bis 30. Sept. 1835 erwähnt. Dähling war für diese Prüfungsklasse zuständig. Er schrieb: „Schreiber, Peter Conrad / Alter: 19. Aufnahme in die Klasse: Sept. 1835 / unmittelbar in die Klasse eingetreten.“[14] Der Eintrag besagt, dass Schreiber erst zu Ende des Sommersemesters - im September 1835 - offiziell in dieser Prüfungsklasse erschienen ist, obwohl sie, wie erwähnt, bereits seit 1. April lief. Schreiber war also, wie Dähling schreibt, im wahrsten Sinne des Wortes zu Klassenende „unmittelbar in die Klasse eingetreten“.
Normalerweise mussten Teilnehmer der Prüfungsklasse zuerst die sog. „akademische Zeichenschule“ besuchen. Die Zeichenschule war im April 1829 von der eigentlichen Akademie abgetrennt und dieser vorgeschaltet worden[15]. Hier wurde die Begabung der Schüler geprüft und entschieden, in welches Hauptfach sie aufgenommen werden konnten[16]. Die Zahl der Schüler dieser akademischen Zeichenschule – man kann hier von Vorklassen sprechen, ähnlich den Vorkursen am späteren Bauhaus – belief sich zum Ende des Wintersemesters 1834/1835 an Ostern 1835 auf die Zahl von 208 Lernende. Die Schülerzahl der eigentlichen Akademie betrug 470.[17] Es sei in diesem Zusammenhang angemerkt, dass es Frauen in Deutschland noch lange verwehrt war, an Akademien zu studieren. Paula Modersohn-Becker (1876-1907), Käthe Kollwitz (1867-1945) und viele andere wussten das zu umgehen. Sie studierten beispielsweise in Paris oder besuchten private Malschulen. Schreiber blieben jedenfalls alle Vorklassen und -prüfungen erspart, vielleicht auch, weil er mit seinen 19 Jahren das Eintrittsalter eines Eleven der Zeichenschule längst überschritten hatte. Erstaunlich ist allerdings auch, dass es zwar seit vielen Jahren einen Lehrer für „Metallgraviren und Steinschneiden“ an der Akademie gab[18], Schreiber jedoch trotz seines angegebenen Berufsziels „Graveur“ im Wintersemester 1835/1836 und im folgenden Sommersemester 1836 nicht für diese Klasse, sondern für die „Landschafts-Zeichen-Klasse“ des berühmten Akademieprofessors Carl Blechen (1798-1840) eingeschrieben war.

Besuch der Landschaftsklasse Carl Blechens (1798-1840)

Carl Blechens Klasse war die höchste Ausbildungsstufe an der Akademie und hatte mit zwischen 30 bis 40 Schülern pro Semester einen recht starken Zulauf[19]. Carl Blechen gehörte zu den damaligen „Künstlerheroen“ in Preußen[20]. Er war und ist bis heute eine der herausragenden Künstlerpersönlichkeiten, die neue Akzente in der Berliner Landschaftsmalerei der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzten. In der Alten Nationalgalerie in Berlin sind ihm heute sogar zwei eigene Ausstellungsräume gewidmet. Seine spontan hingeworfenen Ölskizzen hatten bereits den Touch des Impressionismus. Mit den rauchenden Schloten des Walzwerks von Neustadt-Eberswalde (1830) thematisierte Blechen über 40 Jahre vor Adolph Menzel mit dessen Eisenwalzwerk (1875) die aufkommende Industrialisierung des 19. Jahrhunderts. Bettina von Arnim (1785-1859) bewunderte Carl Blechen, Theodor Fontane (1819-1898) schätzte ihn ebenfalls. Die damaligen Kunstkäufer lehnten jedoch Gemälde mit rauchenden Fabrikschloten für ihre Wohnzimmer ab. Man suchte erhabenere Darstellungen.
Für das Wintersemester 1835/1836 vermerkt Carl Blechen in seinem Bericht über seine Schüler zu Schreibers lediglich: „erst dreymal die Klasse besucht“. Für das Sommersemester 1836 schreibt Blechen: „hat in diesem halben Jahr gefehlt“[21]. Damit ist anzunehmen, dass Schreiber Carl Blechen zwar persönlich kennengelernt hat, jedoch nie über längere Zeit wirklich Schüler des damals schon berühmten Malers war. Mit dieser Bemerkung Blechens von 1836 verlieren sich, soweit bislang feststellbar, die Spuren Schreibers an der Akademie.

Schreibers Lehrer in Berlin: August Wilhelm Schirmer (1802-1866), der spätere Nachfolger Carl Blechens

Warum Schreiber die Landschaftsklasse Blechens eher sporadisch besucht hat, mag damit zu erklären sein, dass wohl von Anfang an sein gesuchter Lehrer, Förderer und Mentor, sozusagen seine künstlerische Bezugsperson, der Landschaftsmaler August Wilhelm Ferdinand Schirmer (1802-1866) war. Aus drei Katalogen zu aufeinanderfolgenden Ausstellungen der Akademie der Künste in Berlin, an denen Schreiber den Einträgen zufolge teilgenommen hat, ergibt sich, dass er „Schüler bei dem Maler, Herrn Schirmer“ war. Bereits 1841 findet Schreiber erstmals auch in der dreibändigen Kunstgeschichte des Sammlers und Kunstkenners Athanasius Graf Raczynski als „Schüler von August Wilhelm Schirmer“ Eingang in die Literatur[22]. Da Schirmer bereits seit März 1835 gewähltes Mitglied der Akademie der Künste war,[23] hatten seine Schüler dort alle erdenklichen Vorteile. Dazu gehörte wohl auch die soeben geschilderte Sonderbehandlung des offenbar sehr talentierten Schülers aus Fürth bei Aufnahme in die Prüfungsklasse und die Landschaftsklasse Blechens. Schreiber hatte in August Wilhelm Schirmer einen damals hochangesehenen Künstler als Lehrer (Abb. 4). 1840 wurde Schirmer Nachfolger des im selben Jahr verstorbenen Carl Blechen. Er zeichnete nun für die Ausbildung der Studierenden der Landschaftsmalklasse der Akademie verantwortlich[24]. Als Künstler gehörte Schirmer zum Kreis um Karl Friedrich Schinkel (1781-1841), den großen preußischen Baumeister, Architekten und Maler. Er verkehrte am Hof. Alexander von Humboldt (1769-1859) und die schon erwähnte Bettina von Arnim besuchten laut Bellermanns autobiographischem Manuskript mehrfach Schirmers Atelier. Von Arnims Tochter, Maximiliane, malte sogar zeitweise bei Schirmer. Bettina von Arnim war damals durch einen fingierten Briefwechsels Goethes mit einem Kinde in aller Munde. [25]
Dabei darf man Schreibers Berliner Lehrer August Wilhelm Ferdinand Schirmer nicht mit dem durch seine ideal komponierten Landschaften viel einflussreicher gewordenen Düsseldorfer Landschaftsmaler Johann Wilhelm Schirmer (1807-1863) verwechseln. Schon Raczynski hat 1841 auf die große Ähnlichkeit von Namen und Sujet der beiden Schirmer und auf die Gefahr ihrer Verwechslung hingewiesen[26]. Auch heute noch kommt es bisweilen zu Verwechslungen[27].
In der Kunstgeschichte wird Schreibers Lehrer August Wilhelm Schirmer gemeinhin[28] zu den Vertretern der Romantik unter den Landschaftsmalern des 19. Jahrhunderts gezählt. Dennoch gehört er nicht zum heutigen „Kanon“ der immer wieder genannten und ausgestellten Landschaftsmaler seiner Zeit, wie dies bei Johann Wilhelm Schirmer der Fall ist. Maler wie August Wilhelm Schirmer können jedoch dem heutigen Betrachter mit ihrem Werk viel authentischer den breiten Geschmack der damaligen Zeit vermitteln als sein eben genannter Düsseldorfer Namensvetter oder etwa der fast schon zur Avantgarde seiner Zeit zählende Blechen[29]. Ähnlich verhält es sich, wie noch gezeigt wird, mit Schreiber.
Wohl direkt nach Ankunft in Berlin 1835 war Schreiber, wohl auf Empfehlung von Reindel, von Schirmer als Schüler in sein Privatatelier aufgenommen worden. Seit seiner Rückkehr aus Italien 1831, wo er die damals für Künstler obligatorischen Studienjahre verbracht hatte, unterhielt Schirmer ein solches Atelier, ab 1836 im Palais Podewil in der noblen Klosterstraße 68A. Er hatte einen recht großen privaten Schülerkreis[30]. Eine neuere Richtung der Landschaftsmalerei, der auch Schirmer zugezählt wurde, versprach den jüngeren Künstlern eine bessere Perspektive für die Zukunft. Zudem schien er gerade bei den jüngeren Malern, zu denen auch Schreiber gehörte, ein beliebter Lehrer gewesen zu sein. Schirmer verfügte über eine als „sympathisch“ beschriebene Ausstrahlung. Er wirkte offenbar auf Studenten zugänglicher als Carl Blechen, auch wenn Blechens Klassen, wie erwähnt, in seiner Glanzzeit sehr gut besucht waren[31].
Als Schreiber 1835 nach Berlin kam, hatten sich allerdings bereits Symptome einer Geisteskrankheit bei Blechen abgezeichnet, mit denen eine Wesensveränderung einhergegangen sein muss.
Obwohl keine Listen der privaten Schüler von Schirmer erhalten sind[32], ergeben sich zumindest die Namen einiger weniger Schüler aus den bereits erwähnten Ausstellungskatalogen der Akademie und den Angaben zu den ausgestellten Bildern. Offenbar hatten die besten seiner Schüler die Möglichkeit, wie ihr Lehrer, mit eigenen Werken an den alle zwei Jahre und ab 1839 wieder an den jährlich stattfindenden Ausstellungen der Berliner Kunstakademie teilzunehmen und sich mit Einverständnis ihres Lehrers in den Ausstellungskatalogen „Schüler“ des jeweiligen Lehrers zu nennen. So findet man auch den Namen Peter Conrad Schreiber in den Katalogen stets mit der eingangs erwähnten Angabe, dass er "Schüler d. Hrn. Schirmer“ ist; zwar nicht bereits im Jahr seiner Ankunft 1835, in dem entgegen bisweiliger Angaben in der Literatur überhaupt keine Ausstellung stattfand, aber erstmals 1836 und dann wieder 1838 und 1839; dies zeigt, wie wichtig Schreiber war, Schüler von Schirmer zu sein und damit an Ruf und Namen des Lehrers zu partizipieren und den Verkaufspreis seiner Bilder indirekt zu steigern.

Abb.4: August Wilhelm Schirmer [4]

Abb.5: Walpurgisnacht im Harz [5]

Abb.6: „Wolfsrudel bei der Hirschjagd“ [6]

Die Bedeutung der Teilnahme an den Berliner Akademieausstellungen (1836-1839) für Schreiber

Die Ausstellungen der Akademie waren für Berliner Künstler die mit Abstand wichtigste Gelegenheit, neueste Werke der Öffentlichkeit wirksam zu präsentieren. Nur neue Bilder durften nach den Regularien der Akademie zu den Ausstellungen gebracht werden - normalerweise Ölgemälde. Besonders die Kunstpresse, aber auch Tageszeitungen berichteten ausführlich. Der Besucherstrom war enorm. Für die Kunstausstellung von 1836, an der Schreiber erstmals teilnahm, ist eine Zahl von ca. 112.000 Besuchern überliefert - und dies bei einer Berliner Einwohnerzahl von damals rd. 300.000[33]. Schreibers Erstling von 1836 war ein Ölgemälde mit dem Titel: Eine Mühle im Harz[34]. Vier weitere Bilder Schreibers sind in den beiden folgenden Ausstellungskatalogen der Akademie von 1838 und 1839 aufgeführt. 1838: Der Blocksberg, nach Göthe's Faust und Ruine am Harz. 1839 ausgestellte Arbeiten Schreibers waren: Eine Fischerhütte in der Mark und Die Wolfsschlucht bei Buckow[35].
Der Nürnberger Antiquar und Gelehrte Georg Kaspar Nagler (1801-1866) hat in seinem „Künstler-Lexicon“ aus dem Jahr 1846 zur Resonanz auf die Bilder Schreibers bei der Akademieausstellung von 1838 festgehalten: „Schreiber malte damals mehrere Bilder, die ein tüchtiges Talent verriethen. Auf der Berliner Kunstausstellung genannten Jahres sah man von ihm eine Darstellung des Blocksberges, nach Göthe‘s Faust, dann die Ruine am Harz. Diese Bilder beurkunden einen der besten Schüler Schirmer's, und sie wurden mit großem Lob genannt.“[36]
Leider ist der Verbleib praktisch aller in den drei Katalogen aufgeführten, zwischen 1835-1839 gefertigten und ausgestellten Bilder Schreibers heute nicht mehr bekannt. Sie sind wahrscheinlich wie so vieles im Laufe der Jahre und in den Wirren der Kriege verlorengegangen oder - dies wäre zu hoffen - in unbekanntem Privatbesitz mit der Aussicht, eines Tages vielleicht doch wieder auf dem Kunstmarkt zu erscheinen. Schreiber teilt dieses Schicksal mit vielen Malern seiner Zeit, auch mit seinem Lehrer Schirmer.
Eine Ausnahme könnte Der Blocksberg, nach Göthe's Faust von 1838 sein, mit dem der Brocken im Harz gemeint ist. Zu ihm wanderten bekanntlich in Goethes Tragödie die beiden Antipoden Faust und Mephisto, um schließlich dort in der Walpurgisnacht ein rauschendes Fest zu feiern. Wir kennen Schreibers Ölgemälde Der Blocksberg von 1838 nicht, aber es kann von der Ausfertigung in Öl sowie von Titel und Thema her durchaus dasselbe Gemälde sein, das sich in der Städtischen Sammlung Fürth als Walpurgisnacht im Harz wiederfindet (Abb. 5). Dies ist denkbar, da Künstler nur selten ihre Bilder eigenhändig mit Titeln versahen und damit ebenso selten authentische Bildtitel übermittelt wurden. Aus einem Blocksberg konnte durchaus eine Walpurgisnacht geworden sein. Faust und Mephisto werden in diesem Fürther Bild in einem geradezu gespenstisch und phantastisch anmutenden Nachtambiente auf dem Brocken dargestellt. Da die Walpurgisnacht im Harz seit 1864 als Teil der Sammlung Gebhardt zum Bestand des Stadtarchivs Fürth gehört (Sig.X/853), muss es zudem vor 1864 geschaffen worden sein.
Auch vom Thema her ist das Fürther Bild eher ein frühes Bild Schreibers, da er bei der Motivwahl noch unter dem Eindruck von Goethes Tod im Jahre 1832, seiner Harzreise 1837 (siehe hierzu weiter unten) und vor allem unter dem damaligen Postulat der Berliner Akademie und auch seiner Lehrer gestanden haben mag, dass ein Gemälde stets eine dichterische Idee in Form und Farbe umsetzen müsse.
Zudem wandte sich Schreiber im Anschluss an Berlin völlig anderen Themen zu. Er ist nach meiner Kenntnis nie mehr, auch nicht für eine spätere Auftragsarbeit, zur Schilderung solcher literarisch inspirierter Natur- und Landschaftsstimmungen aus der Berliner Zeit zurückgekehrt. Offenbar hat er sich gerade auch mit der Harz-Motivik ganz auf die Berliner Akademieausstellungen und das dortige Publikum eingestellt. Im Ergebnis darf man annehmen, dass das Fürther Bild jenes Berliner Gemälde von 1838 ist und unverkauft nach der Ausstellung in Berlin nach Fürth in den Bestand des Fürther Mäzens Conrad Gebhardt wanderte.

Blechens und Schirmers Unterricht und im Unterricht gefertigte Arbeiten Schreibers

Die in diesen frühren Bildmotiven erwähnten Landschaften Schreibers - die Märkischen Schweiz östlich von Berlin, der Harz und die Mark Brandenburg - zeigen, dass Schreiber offenbar die Ratschläge seiner Lehrer beherzigt hat. Selbst die eher theoretisch ausgerichtete Akademie erwartete - sogar explizit - in den Lehrplänen für die Landschaftsmalerei, dass die „besten im Lande liegenden Gegenden“ zu besuchen seien. Carl Blechen berichtete beispielsweise dem Senat nach seinem ersten Unterrichtsjahr an der Akademie Ende 1832 sehr anschaulich: „Diese Excursionen geschahen ... wöchentlich einmal und zwar an jedem Freitage von des Morgens 5 Uhr bis Abends, die Zeit des Marsches und der Mahlzeit mit eingerechnet. Wegen Regenwetter wurden die Excursionen einigemal ausgesetzt“[37]. Studien und Skizzen bei Exkursionen in der freien Natur und ihre Nacharbeit und Ausarbeitung zu Gemälden im Atelier waren damals ein wichtiger Bestandteil des akademischen Unterrichts, wie ihn Blechen und Schirmer gaben.
Das Allerwichtigste eines jeden Unterrichts in der Landschaftsmalerei zu Schreibers bzw. Schirmers Zeiten war dabei die Fertigkeit, möglichst aussagekräftige Skizzen in der Natur als Grundlage für die später folgende Atelierarbeit zu fertigen. Die Atelierarbeit stand im Mittelpunkt des künstlerischen Schaffens. Das änderte sich erst mit dem Impressionismus. Dieses Rüstzeug hat auch Schirmer seinen Schülern mit auf den Weg gegeben. Die Skizzen hatten in gewisser Weise die Funktion von Fotos. Bleistift wie Öl- und Pastellfarben kamen dafür in Frage. Bei Skizzen in Öl etwa wie folgt: Kleine Pappen oder Kartons wurden auf eine Staffelei gestellt oder am Deckel des geöffneten Malkastens befestigt und dann bemalt[38]. So konnten Bildideen, Impressionen, Lichtmomente und Stimmungen auch in Farbe festgehalten und mit ins häusliche Ateiier genommen werden. Carl Blechen mag dabei Schreiber eher zu den Harzreisen und damit zu den Bildern seines Frühwerks inspiriert haben, denn Schirmer war zwar 1824 einmal im Harz, interssierte sich sonst aber wenig für diese Landschaft. Schirmer war es wiederum, der Schreiber nach eigenem Bekunden (siehe Brief von 1840 - Abb. B2) "die Sehnsucht für Italien einimpfte." Schreiber war Schirmer dafür ein Leben lang dankbar, wurde Italien doch Hauptthema seines gesamten Lebenswerks, wie noch zu zeigen ist.
Ich möchte mich bei diesem weiten Thema Unterricht darauf beschränken, an vier Beispielen aufzuzeigen, was Schreiber in seiner Berliner Zeit unter Schirmer schuf. Dies ist möglich, da vier bislang nicht be- oder erkannte Schülerarbeiten Schreibers aus dieser Zeit aufgetaucht sind. Sie offenbaren ein hohes Maß an zeichnerischem wie graphischem Können des erst Zwanzigjährigen.
So ist mir Ende Oktober 2015 ein großformatiges Bild aus Familienbesitz bekannt geworden, das (wohl nicht von Schreiber selbst) mit dem Namen "C.Schreiber" versehen und mit „1835“ datiert wurde. Die Arbeit muss von der Datierung her im Jahr seiner Ankunft in Berlin entstanden sein und wäre damit die früheste Arbeit, die wir von Schreiber bislang kennen. Sie ist vom Jahr her eindeutig der Schirmer-Klasse zuzuordnen. Das hochdramatische Debüt des jungen Künstlers: Ein Wolfsrudel hat einen jungen Hirsch - einen kräftigen Achtender - an einem einsamen Bergsee gestellt und gerissen (Abb. 6). Das Bild dürfte mit seinen Schattierungen wohl am ehesten eine Lithografie sein. Offenbar verstand sich Schreiber nicht nur auf Radierungen, sondern auch auf diese damals noch junge Flachdrucktechnik. Schreiber musste die Zeichnung mit Zeichenfeder und Tusche auf den Druckstein aufgebracht, geätzt und dann auf Stein gedruckt haben. Dass er die Druckarbeit durch einen erfahrenen Lithografen durchführen ließ, glaube ich nicht, da die Platte laut Überlieferung zum verständlichen Ärger des jungen Künstlers nach dem ersten Druck gesprungen ist. Die Litografie ist damit ein Unikat geblieben.
Wahrscheinlich hat Schreiber aber das Bild nicht direkt auf Stein aufgebracht, sondern hat zunächst von Einzelausschnitten Bleistiftstudien angefertigt, die dann zu einer Gesamtkomposition zusammengesetzt und erst dann auf Stein aufgetragen und gedruckt wurden. Dafür spricht, dass es rein zufallig eine 20x34 cm große, von ihm signierte Bleistiftskizze in Familienbesitz gibt, die zwar nur einige dem rauen Bergklima trotzenden Fichten darstellt. Die Baumstudie stellt sich jedoch bei einem Vergleich mit der Litographie als ein Ausschnitt heraus, der sich fast 1:1 auf der Lithografie aus dem Jahre 1835 wiederfindet. Die Baumskizze wäre jedenfalls zugleich ein Beispiel für die filigrane Vorarbeit mit Bleistift und von der Datierung her ein weiteres Beispiel für eine Schülerarbeit.
Ein drittes Zeugnis aus der Schirmer-Klasse: eine mit Kohlestift gefertigte, möglicherweise ebenfalls großformatige Studie einer Baumwurzei, die zwar nicht signiert, aber mit der deutlich lesbaren Jahreszahl 1836 ebenfalls zeitlich einwandfrei in die Berliner Zeit fällt (Abb. 7). Diese Technik verlangte eine noch größere Sicherheit im Strich. Kohlezeichnungen dienten oft, wie noch unten am Beispiel eines Entwurfs für das römische Campagna-Gemälde gezeigt wird (Abb. 15), zur Erstellung großer Vorentwürfe für Gemälde. Sie konnten daher schon von der Größe her durchaus auch einen eigenen bildmäßigen Anspruch haben[39]. Die Wurzelstudie hat als vergleichsweise kleine Fotografie (17x13 cm) mit einem Dutzend anderer Aufnahmen in Familienbesitz den Lauf der Zeit „überlebt“, die Originale allerdings nicht. Auch als Fotos sind sie vom Stil und einigen Signaturen her jedoch zweifelsfrei Schreiber zuzuordnen. Sie waren vermutlich alle im Besitz von Schreibers Sohn Georg, wie eine handschriftliche Notiz auf der Rückseite eines der Fotos vermuten lässt. Wahrscheinlich wurden sie von Georg in seinem 1898 eingerichteten Walldürner Fotoatelier, vielleicht sogar noch zu Lebzeiten des Vaters, also vor 1894, aufgenommen, da auf einem Foto das väterliche Signum „C. Schreiber“ zu erkennen ist. Georg nannte sich schon bei seiner Heirat 1887 in Walldürn nicht nur Maler, sondern auch „Fotograf“.
Eine weitere Zeichnung aus der Berliner Zeit (1836) dürfte aufgrund der Privatheit - Schreiber zeichnete seine Mutter - keine Arbeit sein, die in der Atelierklasse entstanden ist. Das Bildnis wird in Teil 2 nochmals Gegenstand einer kurzen Betrachtung sein.
Die hohe Präzision und Sicherheit des Zeichnens, die sich Schreiber schon in den Berliner Jahren bei Schirmer aneignete, perfektionierte und bald absolut beherrschte, wird auch an einem von ihm um 1845 als zeichnerische Vorlage erstelltem Panoramablick auf das vorindustrielle Nürnberg mit der Kaiserburg im Zentrum deutlich, der zu einem bedeutenden Erlebnis der deutschen Romantik und auch Motiv zahlreicher, heute durchweg nicht mehr erhaltener Ölgemälde Schreibers von der Nürnberger Burg wurde. Um so wertvoller ist der Panoramablick mit Randbildern - erhalten als eine von Theodor Rothbarth (1816-1877) gefertigte Lithografie aus der Zeit um 1850 im Germanischen Nationalmuseum (Abb. 8).

Schreibers Abschied von Berlin: Abschied eines „sehr talentierten“ Schirmer-Schülers

Nicht erst Ende 1838/Anfang 1839, wie bisher angenommen, sondern bereits im Frühsommer 1837 und damit nach schon etwa zweieinhalb Jahren hat Schreiber Berlin verlassen. Von Ende April bis in den August 1837 hinein unternahm er noch mit seinem Freund Ferdinand Bellermann (1814-1889) eine Harzreise, zu der von Schreiber die Initiative ausging. So heißt es im Tagebuch von Bellermann 1837: „Conrad Schreiber aus Nürnberg, ein sehr talentierter Schüler Schirmers, beredet mich schon Ende April mit ihm eine Studienreise in den Harz zu machen. In den letzten Tagen des April fuhren wir […] über Brandenburg […] nach Magdeburg.“ Schreiber und Bellermann besuchten u.a. den Brocken im Harz und den Kyffhäuser im nahen Thüringen. Jedoch reiste Schreiber „bald weiter nach Nürnberg zu seinem Vater, der auch mich freundlich einlud, aber es fehlte mir an Geld […]" So Bellermann. Schreiber kehrte demnach im August 1837 nicht nach Berlin zurück, sondern fuhr direkt nach Hause. Die Abreise Ende April 1837 von Berlin in den Harz war somit gleichzeitig sein Abschied von Berlin.
Schreiber und Ferdinand Bellermann kannten sich offenbar von der Landschaftsklasse Schirmers her. Beide mögen sogar oft gemeinsam den Weg zu Schirmers Atelier gegangen sein. Schreiber wohnte in Berlin Mitte beim heutigen Alexanderplatz in der alten Landsberger Straße 13, Bellermann einige Häuser weiter in der Landsberger Straße 10A bei seinem Großonkel, Professor Johann Joachim Bellermann (1754-1842), der ihm auch das Kunststudium in Berlin ermöglichte. Schirmer schließlich hatte sein Atelier in der nahen Klosterstraße im Palais Podewil. Ferdinand Bellermann war im Vergleich zu Schreiber ein nicht minder talentierter Schüler Schirmers. Bellermann übernahm sogar 1866 als Nachfolger von Schirmer die Professur der Landschaftsklasse an der Akademie der Künste. Er hat vor allem auch durch seine Eindrücke, die er von einer Südamerika-Reise 1842-1845 mit nach Hause brachte, als „Ein Berliner Maler aus der Ära Alexander Humboldts“ Eingang in die Kunstgeschichte gefunden. So wurde er in einer ihm 1987 in Berlin (Ost) und ähnlich in einer ihm 2014 gewidmeten Sonderausstellung in Erfurt kunsthistorisch eingeordnet.
Schreiber fiel der Abschied von Berlin sicher nicht leicht. Bellermanns erstmals 2014 veröffentlichten Tagebuchaufzeichnungen aus der Berliner Zeit dokumentieren die enge Freundschaft zwischen Schreiber und Bellermann schon zur Studienzeit. Vor allem die gemeinsamen Studienreisen schweißten zusammen. Drei Schilderungen Bellermanns, seinen Freund Schreiber betreffend, sollen herausgegriffen werden: So beschreibt Freund Bellermann beispielsweise in seinem Tagebuch eine Reiseszene mit Schreiber auf dem Weg nach Buckow in der Märkischen Schweiz im Oktober 1836. Wetterbedingt machten sie Zwischenstation in einem Strausberger Gasthaus. Es kam zu einer feuchtfröhlichen Runde mit anderen Gästen. Dabei erzählte Schreiber der Runde, die allzu gerne hätte erfahren wollen, wer sie waren ("wes Geistes Kind"), alles mögliche, nur nicht, dass sie ganz einfach zwei gute Freunde, angehende Maler und auf einem Ausflug nach Buckow in der Märkischen Schweiz sind. Bellermann: „Schreiber log ihnen zuletzt so haarsträubende Sachen vor, das ich ab und zu das Fenster aufmachte, um laut hinaus auf die Straße zu lachen […]“ und um Schreiber und sich den Spaß nicht zu verderben.
Während desselben Ausflugs im Oktober 1836, bei dem sie sich für mehrere Wochen in der Pritzhagener Mühle bei Buckow einquartiert hatten, ging es offenbar aufgrund des fortgeschrittenen Jahres ebenfalls recht heiter zu. Lassen wir nochmals Bellermann zu Wort kommen. „Da es schon sehr kühl war, so arbeiteten wir den ganzen Tag in den Waldschluchten, nahmen uns zu essen und zu trinken mit. Letzteres bestand, um uns zumwärmen [sic], aus Brantwein, und unwillkührlich, um Temperatur zu bekommen, tranken wir viel davon, so das, wenn wir nun abends in die warme Stube des Müllers kamen, wir meist etwas angesäuselt waren. Die Studien gelangen schon besser als das Jahr vorher und war Meister Schirmer zufrieden [sic].“ Soweit Bellermann.
Ein Indiz dafür, dass "Meister Schirmer" mit den Ergebnissen dieser so heiteren Studienreise tatsächlich zufrieden war, mag man darin sehen, dass Schreiber unter Katalognummer 779 auch noch im Jahre 1839 ein Ergebnis dieser Reise zur Ausstellung der Akademie der Künste einreichen konnte, nämlich das schon oben erwähnte Gemälde „Die Wolfsschlucht bei Buckow“.
Schreiber war schließlich auch nicht ohne Wirkung auf Frauen. Bei einem Aufenthalt mit Freund Schreiber im August 1837 in Bellermanns Heimatstadt Erfurt beschreibt Bellermann eine Begegnung mit einer gewissen Ernestine Gaßmann: „Sie war wunderschön, hatte dunkle Augen und schwarze Locken. Wir hatten uns schon als Kinder gekannt. Jetzt als gefeierte Schönheit von Erfurt erinnerte sie sich meiner kaum noch. Mein Freund, der Reisegefährte Schreiber, machte mehr Eindruck bei ihr[…]“
Schreiber und Bellermann werden trotz der nur relativ kurzen Zeit, die sie sich in Berlin kannten, ein Leben lang Freunde bleiben. Dies erschließt sich aus den schon erwähnten drei Briefen Schreibers an Bellermann aus den Jahren 1837 (Abb. B1), 1840 (Abb. B2) und 1869 (Abb. B3). Aus den Briefen ergibt sich weiterhin, dass Schreiber auch mit seinem Lehrer Schirmer in brieflichem Kontakt blieb, ebenso mit Julius Helfft (1818-1894) und August Carl Haun (1815-1894), beide ebenfalls Schüler von Schirmer. Noch zweimal nach seinem Weggang nahm Schreiber an Akademieausstellungen in Berlin teil: 1838 unter Angabe der Wohnadresse seines Freundes Bellermann, bei dem er während der Ausstellungsdauer untergekommen sein mag. Und 1839, als er nur noch unter Angabe „aus Fürth bei Nürnberg, Schüler d. Hrn. Schirmer“ im Katalog aufgeführt war. Nach den Regularien der Akademie konnte er bei Abwesenheit einen „Beauftragten“ benennen. Dies war 1839 mit Sicherheit Bellermann. Im Herbst 1839 befindet sich Schreiber, wie noch gezeigt wird, jedenfalls definitiv bereits im fernen Rom.

Abb.7: Baumwurzel [7]

Abb.8: Lithografie von Theodor Rothbarth [8]

Abb.9: Italienische Gebirgslandschaft mit Bergturm [9]

Aufenthalt in München 1837-1839: Studium von Carl Rottmanns Werk

Schreiber hat uns mit der schon oben zitierten Angabe, er habe sich „4 Jahre zu Berlin und München“ befunden (Dok. 2), an sich über die genaue Aufenthaltsdauer an beiden Orten im Ungewissen gelassen. Nagler war in seinem „Künstler-Lexicon“ von 1846 noch vager. Nach den Studienjahren in Berlin hieß es nur: „Später begab sich der Künstler nach München…“[41]. Aus einem der drei eingangs genannten Briefe Schreibers an seinen Freund und Mitschüler Bellermann, aus dem Brief vom 22. November 1837 (Abb. B1), ergibt sich jetzt, dass er sich nach seiner Rückkehr nach Fürth im August 1837 erstmals schon im Herbst 1837 in München aufhielt. Der Brief ist einer der seltenen Momentaufnahmen seines Lebens. Schreiber schreibt: er habe sich, da er nicht das Eintreffen seiner Berliner Studienunterlagen abwarten wollte, für einige Zeit nach München begeben, dies „mit dem Vorsatz mir die sehenswerthen Sachen […] zu besehen“. Er sei dann aber auf Wunsch seines Vaters zur Hochzeit seiner Schwester nach Fürth zurückgekehrt und werde noch „bis meine [unleserlich]tionssache vorüber ist in Nürnberg bleiben“. Nächstes Frühjahr [Anm.: d.h. 1838] gehe er dann nach Salzburg und Tirol. Den darauf folgenden Winter [Anm.: d.h. 1838/39] bleibe er in München; „das Frühjahr darauf [Anm.: d.h. 1839] gehen wir [Anm.:gemeint ist Schreiber und Bellermann] nach Italien“ – so jedenfalls skizziert Schreiber im November 1837 seine Pläne. Er bekniet Bellermann buchstäblich, ihn nach Italien zu begleiten. Er, Schreiber, sei zwar „kein Crösus, nichts weniger als dieses […] aber was ich habe, soll auch Dein seyn.“ Schreiber wird sich an diesen Zeitplan halten und – schließlich ohne Bellermann, der erst viel später (1853/1854) nach Italien reist – 1839 nach Italien aufbrechen, denn: „Mein Vater wünscht so sehr daß ich bis zu dieser Zeit meine Reise nach Italien unternehme.“ Auf Italien wird zurückzukommen sein. Bis Frühjahr 1839 wollte Schreiber somit jedenfalls in München bleiben.
Wie muss man sich nun die ca. eineinhalb Jahre Schreibers in München vorstellen? Ein regelrechtes Studium der Landschaftsmalerei in München kann ausgeschlossen werden. Die Landschaftszeichenklasse der Kunstakademie gab es 1837 längst nicht mehr. Sie war 1826 aufgelöst worden. Die Landschaftsmaler hatten sich daraufhin im 1823 gegründeten Münchner Kunstverein neu organisiert. Zu diesem Kunstverein hatte Schreiber schon gleich nach Ankunft Kontakte geknüpft. Das Urteil fällt zwar vernichtend aus. Schreiber schreibt in o.g. Brief vom November 1837: so „bekömt man bei Anschauung der Bilder im Künstlerverein einen so erbärmlichen Katzenjammer, der sich wie ich von anderen gehört, und bis jetzt selbst fühle Jahre lang nicht verliert“. Schreiber stört sich offenbar vor allem an den dort ausgestellten Studien. Im Ganzen gesehen mag die Qualität der Exponate im Münchner Kunstverein vielleicht tatsächlich durchwachsen gewesen sein, aber Tatsache ist: Selbst Ludwig I. hat Bilder vom Münchner Kunstverein erworben.
Ungeachtet dessen war Schreiber gleichwohl - selbst im Vergleich zu Berlin - beeindruckt von den zahlreichen Kontakten zu Künstlerkollegen und vom Niveau der Münchner Malkunst. So in seinem Brief an Bellermann: „Ich habe nehmlich das Glück gehabt sehr viele Bekanntschaften mit tüchtigen jungen Leuten zu machen […] Du wünschst eine detaillirte Beschreibung der Münchner Künstler & Kunstsachen von mir, Theuerster Freund Du verlangst viel von mir. Höre ungefähr: Erstens spielt der Künstler eine Hauptrolle daselbst […] Ausgezeichnet ist die Klarheit der Farben bei ihren Bildern. Ich sah Bilder die blose Lasuren waren, ihre Lüfte sind nicht dick gemalt, es ist nur ein Hauch auf der Leinwand. Ateliers gibt es gar nicht in München, die Natur und der Kunstverein sind die Ateliers, jeder arbeitet für sich.“
Seine Münchner Kollegen werden Schreiber schon bei den ersten und vielen weiteren Begegnungen auf das Thema „Berge“ und alpine Landschaft hingewiesen haben. In jener Zeit begann die Darstellung der nahen Alpen für Münchner Maler lukrativ zu werden. Das Käuferpublikum suchte solche Motive für seine Salons, wurde doch die Bergwelt Mitte des 19. Jahrhunderts als bedrohlich und zugleich als erhaben empfunden. Dieser Zwiespalt der Gefühle reizte den Betrachter. Schreiber verschloss sich dem nicht, wie seine Reisepläne Tirol und Salzburg belegen. Dafür, dass er diese Pläne auch ausgeführt hat, sprechen seine noch heute erhaltenen Alpenbilder wie der Watzmann im Berchtesgardener Land auf dem Weg nach Salzburg, der Ötztaler Ferner, der Dachstein und die Hohensalzburg. Auch weist der Titel des späteren Ölgemäldes Schloss Hohenschwangau auf eine Reise in die Füssener Gegend hin. Die Renovierung und Ausstattung des Schlosses war, als sich Schreiber in München aufhielt, voll im Gange. Ein Besuch der späteren „Kinderstube“ des bayerischen Märchenkönigs Ludwigs II. war also möglich.
Auch in seinen späteren Italienbildern wählte er nicht nur die gefälligen Sabiner und Albaner Berge in der Nähe Roms mit ihrer weichen Silhouette, sondern malte auch immer wieder die „Felsschroffen“ der italienischen Berg- und Gebirgslandschaften (Abb. 9).
Einen künstlerischen Eindruck, der in München alles überstrahlte, hinterließ bei Schreiber jedoch das Werk von Carl Rottmann (1797-1850). Schreiber schreibt in obigem Brief an Bellermann: „Hoffentlich hast Du die Hunnenschlacht von Kaulbach bei Radzinski gesehen, ebenso groß ist die Energie bei den Landschaften. An ihrer Spitze steht Rottmann, zuerst kommt dieser, dann lange nichts, hernach kommen erst die anderen, hast Du einmal Landschaften von diesen [Anm.: wohl „diesem“] gesehen, dann weist Du erst was nun Landschaftsmalerei ist.“ Die künstlerische Ausdrucksstärke Rottmanns scheint Schreiber besonders beeindruckt zu haben, da er sie ausdrücklich mit der Wilhelm von Kaulbachs (1805-1874)und konkret mit dem für heutige Begriffe eher überladen anmutenden 1834-1837 entstandenen Historiengemälde der „Hunnenschlacht“ verglich. Die „Hunnenschlacht“ war seinerzeit im Palais Raczynski in Berlin zu sehen und kannte Schreiber offenbar noch von dort aus eigener Anschauung.
Dass Schreiber Carl Rottmann in seiner Münchner Zeit persönlich kennengelernt hat, ist denkbar, aber nicht dokumentiert. Die gründlich gearbeitete Rottmann-Monographie von Erika Bierhaus-Rödiger erwähnt den Namen Schreiber jedenfalls nicht. Studieren konnte Schreiber Bilder Rottmanns aber in seinen Münchner Jahren 1837-1839 ohne Weiteres. Bilder Rottmanns waren seit den 1820er Jahren regelmäßig auf den Ausstellungen des Kunstvereins und der Münchner Kunstakademie zu sehen. Rottmanns monumentaler Italienzyklus, der die Landschaftsmalerei als Gattung auf die Höhe der Historienmalerei Kaulbachs hob, war 1833 zum Abschluss gekommen. Ab 1838 arbeitete Rottmann bereits an den Wandbildern des Griechenlandzyklus.
Auch wenn Schreiber bei aller Begeisterung für Kaulbach nie ein Historienmaler und auch kein zweiter Rottmannn wurde, lassen sich Anklänge an Rottmann und somit an die Münchner Zeit in so manchem von Schreibers Bildern wiederfinden. So fordert die Inszenierung und Farbigkeit etwa bei der mit 1842 datierten italienischen Landschaft in Öl von Schreiber geradezu zu einem Vergleich mit Rottmann heraus. Schreibers Motiv ist 1842 an sich nur ein Sonnenaufgang in den südlichen Gefilden Italiens. Das Bild befindet sich heute in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München (Abb. 10). Die vielleicht sogar nur unbewusste Nachwirkung einer anhaltenden Faszination für Rottmann zeigt sich hier aber u.a. daran, wie Schreiber die Landschaft durch ein Wechselspiel zwischen Hell und Dunkel und den Spannungsreichtum beim Einsatz warmer und kalter Farben besonders dramatisch zu gestalten versteht[42]. Auch Herbert Rott von der Neuen Pinakothek in München erinnert Schreibers Bild an die besondere Farbigkeit der Landschaften Rottmanns[43]. Dies umso mehr, als Rottmann 1837/1838 bereits, wie erwähnt, mit dem berühmten Griechenlandzyklus begonnen hatte und Schreiber bei seinem München-Aufenthalt auch die ersten Bilder dieser Bildreihe schon gesehen haben konnte. Allerdings erinnern auch viel später - etwa in den 70er Jahren - entstandene Bilder durch ihre „bewusst diffus gestalteten Zonen“ (Dorothee Hansen, Kunsthalle Bremen, 1994 gegenüber dem Verfasser) immer noch etwas an Rottmann. Dies zeigt, wie die im Brief von 1837 geschilderten Eindrücke Rottmanns auf Schreiber nachgewirkt haben. Das Bild von 1842 gibt natürlich auch einen besonders authentischen und zeitnahen Eindruck Schreibers von Italien wieder, da er es unmittelbar nach seiner Rückkehr 1841 aus Italien gemalt hat.
Kontakte zum Kunsthandel scheinen von Schreiber in München schließlich auch geknüpft worden zu sein. Zum Beispiel zu Kunsthändler Koller (der nichts mit dem heutigen Züricher Auktionshaus Koller zu tun hat), wie wir der noch später zu nennenden Verkaufsliste Schreibers von 1844/1845 entnehmen (siehe Dok. 4). Koller hatte immerhin beachtliche 230 Gulden für das Bild Nürnberg mit Randbildern bezahlt, möglicherweise einer Ausarbeitung des Panoramablicks von Rothbarth? Und der 1837 so geschmähte Münchner Kunstverein erwirbt für beachtliche 110 Gulden ein Bild Schreibers - Carthäuser Kloster zu Nürnberg - , wie derselben Liste zu entnehmen ist. Mehr als dies ist derzeit aus Schreibers Münchner Zeit für mich nicht greifbar.
Während Schreiber in Berlin zweieinhalb Jahre studiert hat und mit Eindrücken von Carl Blechen und Wilhelm August Schirmer im Gepäck weitergereist war, hielt er sich in München wohl alles in allem nur rund eineinhalb Jahre auf. Aus seiner Münchner Zeit hat er bleibende Eindrücke vom Werk Rottmanns und einen geschärften Blick für Berglandschaften und ihre Erhabenheit auf seine Weiterreise nach Italien mitgenommen.

Abb.B1: Brief von 1837

Abb.B2: Brief von 1840

Abb.B3: Brief von 1869

Italien (1839 - 1841): Eindrücke für ein ganzes Leben

Der Fürther Zeitungsredakteur und Autor Hans Pflug-Franken stellte 1972 fest: "Wie lange er [Anm.: Schreiber] sich in Italien aufgehalten hat, ist heute nicht mehr bekannt" (siehe Pflug-Zitat oben Anm. 1). Richtig ist, dass wir dazu, ab wann sich Schreiber in Rom aufhielt, bislang nur vage Angaben hatten. Von Schreiber selbst gab es, wenn auch keine Jahreszahl, so doch zumindest die schon erwähnte relativ präzise Angabe zur Aufenthaltsdauer in Rom: „zweieinhalb Jahre“ (siehe Dok. 2. Während Nagler 1846 lediglich schrieb, dass sich der Künstler im Anschluss an München noch „nach Italien begab, um weitere Studien zu machen“, vermerkte Friedrich Noack 1927 zu Schreibers Rom-Aufenthalt im Registerband zu seinem Standardwerk Das Deutschtum in Rom die nicht falsche Zeitangabe „um 1840“. In Noacks sehr viel ausführlicherem Textteil in Band 1 wird Schreiber hingegen nicht mehr erwähnt. Offenbar zählte Schreiber damals schon nur noch zu den weniger bekannten Malern, denn Noack war an sich mit vielen Details deutscher Maler des 19. Jahrhunderts in Italien vertraut. Auch war Schreiber Schüler des zu Noacks Zeit bereits fast schon vergessenen Berliner Schirmers[44].
Die Annahme, dass sich Schreiber aber im Laufe des Jahres 1839 bereits in Rom etabliert haben muss, konnte im Zuge der Recherchen zu diesem Aufsatz zumindest indirekt weiter gefestigt werden. Zum einen mit dem bereits oben zitierten Passus aus genanntem bisher nicht bekanntem Brief vom November 1837 (Abb. B1)), wonach Schreiber im Frühjahr 1839 auf Wunsch seines Vaters nach Italien aufbrechen wollte oder sogar musste. Es ist davon auszugehen, dass er diesem Wunsch des Vaters folgte, zumal der Vater auch das Studium weitgehend finanzierte und daher ein gewisses Mitspracherecht hatte. Zum anderen ist die Ankunft 1839 indirekt belegbar durch eine Bleistiftzeichnung aus der Sammlung des Berliner Kupferstichkabinetts, die von Schreiber eigenhändig mit Ponte Rotto a Roma („Die zerstörte Brücke in Rom“ - Abb. 11) benannt ist, also von Schreiber stammt. Das Blatt konnte im Oktober 2015 im Kupferstichkabinett in Berlin eingesehen werden. Die von einer dritten Person handschriftlich vorgenommene zusätzliche Titelangabe und Datierung „Il ponte rotto 1839“ ist zwar nicht von Schreiber und damit auch nicht authentisch, die unbekannte Person kannte jedoch offensichtlich das richtige Datum, wenn auch aus bisher unbekannter Quelle. Schreiber dürfte im Ergebnis also bereits im Laufe des Jahres 1839 seine Zelte in Rom aufgeschlagen haben.
Italien war damals aus vielen, auch aus politischen Gründen das sprichwörtliche Land der Sehnsucht, wo man freier als zu Hause atmen konnte. Eine politische Motivation stand bei Schreiber, wenn überhaupt, aber sicher nicht im Vordergrund. Das ergibt sich schon aus der die Heimat mitumfassenden, geradezu überschwänglichen und völlig unpolitischen Grundstimmung des o.g. Briefs von 1840 (Abb. B2) an Bellermann. Schreiber fordert nämlich den Freund auf: „mache, daß du nach dem Süden kommst, denn es ist unumgänglich nöthig diese edle Natur [Anm.: Italiens] zu studieren, wenn man das Edle des Nordens richtig begreifen lernen will.“
Das sahen in jener Zeit viele so. Bis zu 130 deutsche Künstler weilten damals gleichzeitig in Rom[45]. Die deutschstämmige Künstlerkolonie Roms hatte im Caffè Greco nahe der Spanischen Treppe und in der Villa Malta ihren Treffpunkt in Rom. Schreiber dürfte der Künstlerkolonie zwar im weitesten Sinne ebenfalls angehört haben, er hatte aber offenbar eher nichtdeutsche Freunde, wie wir seinem Brief an Bellermann vom August 1840 aus Rom entnehmen (Abb. B2): „Einen wahren Freund zu finden, selbst unter den deutschen Künstlern, das fäl[l]t verflucht schwer, du weißt, man sucht sich doch immer hauptsächlich einen aus mit dem man verkehrt. Ich hatte das Glück einen sehr braven jungen Römer kennen zu lernen namens Cadotti, aber schade daß er nicht auch Landschaftsmaler ist (er ist Arrgeolog [=Archäologe]) durch ihn lernte ich alle Alterthümer kennen, ich bin fast tagtäglich in seiner Gesellschaft, ein Ungar macht das Kleeblatt [ergänze: komplett] und so sind wir fidel bei unserm Glas Wein, wenn das Wetter schlecht ist und man nicht Studien machen kann.“ Schreiber fährt fort: "Ich habe auch noch andere Vergnügungen, die aber so ungeregelt und wild sind, daß ich meinem Himmel danke, wenn du kommst und mir als Erlöser erscheinst, du kennst mich, ich bin ein wenig toll und zu hitzig, hier bei uns rollt das Blut ganz anders durch die Adern als in Deutschland und so mache ich einen tollen Streich nach dem anderen ohne es zu wollen, doch bis jetzt war immer das Glück größer als das Unglück. Von meinen Abenteuern will ich dir erzählen, wenn du zu mir kommst […]“. Wie erwähnt, konnte Bellermann aus Geldgründen nicht zu Schreibers Zeit nach Rom kommen. Über die Abenteuer Schreibers, die er seinem Freund berichten wollte, werden wir daher wohl nie etwas erfahren. Ein möglicher Folgebrief fehlt.
Dies besagt nicht, dass sich Schreiber nicht auch ad hoc mit deutschen Künstlern zusammengetan hat, etwa zu Malausflügen in die bei Landschaftsmalern so beliebten Albaner- und Sabiner Berge im Südosten Roms, was sich damals allenthalben in den Motiven der Bilder vieler Maler widerspiegelt. So schreibt Schreiber in seinem Brief vom August 1840 weiter unten: „[…] der dicke Düsseldorfer Schirmer, ein gewißer Fries und ich nahmen neulich auch einige Tage einen Wagen und machten Streifereien, bis unter die Sabinergebirge […]“ Der „dicke Schirmer“ war niemand weniger als der später so berühmte Johann Wilhelm Schirmer (1807-1863), der bekannte Vertreter der Düsseldorfer Landschaftsmalerei und Namensvetter von Schreibers Berliner Lehrer. Der „gewiße Fries“ war der Historien- und Landschaftsmaler Berhard Fries (1820-1879), der sich seit 1838 in Italien aufhielt, ehe er ab 1840 bei Johann Wilhelm Schirmer an der Akademie in Düsseldorf studierte. Ein Hauptvorbild von Bernhard Fries - welche Koinzidenz – ebenfalls Carl Rottmann!
Schreiber gehörte, wie seine Berliner Lehrer Schirmer, Blechen und der von ihm so bewunderte Carl Rottmann oder die eben genannten Maler Fries und Schirmer (Düsseldorf) einer Landschaftsschule an, für die ein längerer Besuch Italiens unbedingt dazugehörte. Das sprichwörtliche „Licht Italiens“, dieses Urphänomen der südlichen Sonne, war es, das die Landschaftsmaler jener Zeit nach dem Süden zog. Es war die Hoch-Zeit der Gouache-Farben. Um wie vieles einfacher konnte man mit Gouache intensiver als mit anderen Farben die Helligkeit der mediterranen Landschaft wiedergeben! Hellt Gouache doch mit Gummi- oder Pflanzenleim gebunden, ähnlich wie die heutigen mit Wasser vermalten Deckfarben, beim Trocknen in einer solchen selbst heute noch frappierender Weise auf. So ist es kein Zufall, dass Schreiber fast die Hälfte seiner heute bekannten Bilder in dieser Gouache-Technik erstellt hat. Generell machte man natürlich Skizzen in allen Techniken, sei es in Öl, Gouache, Aquarell oder Bleistift. Es galt, in der begrenzten Zeit eine möglichst große Vielfalt und ein möglichst breites Spektrum an Eindrücken und Studien möglichst genau festzuhalten oder auch schon umzusetzen.
Wie viele seiner Kollegen hat sich Schreiber natürlich nicht nur in Rom aufgehalten. So zeigen seine Bilder und brieflichen Äusserungen, dass er sich zu Studien nicht nur wenige Tage wie mit Schirmer und Fries, sondern oft auch wochen- und monatelang außerhalb Roms auf Wanderschaft befand. Seine Bilder und Bildnotizen geben uns wie eine Landkarte eine Schilderung davon und machen genau nachvollziehbar, welche Orte und Landschaften Schreiber um Rom herum in den zweieinhalb Jahren besucht hat (Abb. 12). Aus dem bereits so oft zitierten Brief vom 18. August 1840 erfahren wir beispielsweise, „[…] jetzt will ich nach den Gebirgen um den ganzen Sommer und Herbst dort Studien zu machen […]“ Und für das kommende Frühjahr 1841 warnte er seinen Freund Bellermann bereits vor: „[…] Wenn du in Rom ankommst fragst du nach der Via della Vite 107 (Abb. 13), da wohne ich, jedenfalls triffst du mich nicht in Rom, bei dem Hausherrn kannst du über meinen Aufenthalt erfahren in den Gebirgen […]“ Bellermann wird, daran sei nochmals erinnert, nicht kommen. Seine Finanzen erlauben ihm erst sehr viel später - 1854/1855 - eine erste Italienreise. Die Unterstützung durch seinen Großonkel gestattete offenbar keine solchen Reisen. Schreiber ist 1854/1855 längst verheiratet und in Nürnberg im Schuldienst.
Die aus der oben bereits genannten Fotoserie stammende Kohlezeichnung von der Ruine eines römischen Aquädukts in der römischen Camgagna südlich Roms ist ein beeindruckendes Beispiel für die Ausbeute einer solchen Reise, speziell, wie aus einer Skizze ein fertiges Gemälde wird. Der möglicherweise bis zu ein Meter große Entwurf dieses Aquädukts (Abb. 14) findet sich in geradezu verblüffender Genauigkeit fast 1:1 in einem ähnlich großen Ölgemälde mit dem Titel Abendstimmung in der Campagna wieder. Das Ölgemälde wird hier in einer Version von 1865 als fotografische Aufnahme vom Auktionshaus Van Ham wiedergegeben (Abb. 15). Dem Künstler muss dieses Werk besonders am Herzen gelegen haben, da er das Foto als einziges der Fotoserie eigens mit seinem Signum „C. Schreiber“ versehen hat. Zumindest diese Fotoaufnahme muss daher vor seinem Todesjahr 1894 gemacht worden sein.
Die eben genannte, heute längst dem dicht bebauten Stadtgebiet Roms einverleibte Campagna erstreckte sich früher über den gesamten Südosten Roms. Sie wird, wie es die Rom-Karte nachvollziehen lässt, nach Westen von der Via Appia, im Süden von den Albaner Bergen und im Osten von den Sabiner Bergen (Mammellen, die Monti Ernici u.a.) begrenzt. Die früher atemberaubend karge und zugleich von gleißendem Licht durchflutete Landschaft war u.a. geprägt von römischen Grabdenkmälern und von den Ruinen römischer Aquädukte, wie sie Schreiber in seiner eben erwähnten Abendstimmung oder im Grabmal der Caecilia Metella in Szene gesetzt hat. In erwähntem Brief von 1840 an Bellermann schreibt Schreiber „[die] Campagnia di Roma ist das Schönste was es geben kann.“ (Abb. B2).
Eine Landschaft, die es ähnlich der römischen Campagna heute nicht mehr gibt, aber ebenfalls Ziel ungezählter Maler war, waren die von Schreiber 1840 bereisten „Pontinischen Sümpfe“. Sie lagen am Fuße der Monti Lepini, der früher sogenannten Volsker Berge (Abb. 12) und erstreckten sich entlang der (nicht mehr auf Karte 12 eingezeichneten) thyrrenischen Küste bis etwa Terracina im Süden. Ein erhaltenes Ölbild Schreibers aus dem Bestand der Städtischen Sammlung Fürth, das die pontinischen Sümpfe zeigt, zeugt noch heute von dieser Reise, die Schreiber leicht hätte zum Verhängnis werden können. Er schreibt in erwähntem Brief an Bellermann 1840: „[…] meine Wenigkeit war schlimm dran; ich hielt zu viel auf meine Gesundheit oder vielmehr zu wenig, denn durch zu starke Märsche bei einer schrecklichen Hitze bekam ich in den Pontinischen Sümpfen das Fieber, welches uns, mir und einem Polen der die Reise mit mir machte, höllisch zusetzte; nun du weißt ja vergangene Leiden vergißt man bald So geth es mir auch mit diesen, jetzt will ich nach den Gebirgen […]“ Das erwähnte Fieber war die Malaria und hat vielen sehr zu schaffen gemacht. Nicht wenige Maler, die diese Reise in die Pontinischen Sümpfe auf sich genommen haben, sind damals - oft in noch sehr jungen Jahren - daran in Rom gestorben. Erst mit der endgültigen Trockenlegung der Sümpfe in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts war dieses tückische Sumpffieber endgültig besiegt worden.
Von Rom aus reiste Schreiber, wie es seine Werke nahelegen, auch nach Neapel. Insbesondere der Golf von Neapel bzw. der Golf von Baja war immer wieder ein von ihm gesuchtes Motiv (Abb. 16). Neapel galt damals auf Grund seiner einzigartigen landschaftlichen Lage als die schönste Stadt Italiens. Die Stadt bzw. die Anhöhe von Pozzuoli war zu gleich „Aussichtsplattform“, etwa für den Blick auf den Vesuv. Schreiber besuchte von Neapel aus aber auch die Insel Capri. Weitere Orte und Motive ließen sich nennen. Auf einer Karte soll in Ermangelung eines Reisetagebuchs anhand von Schreibers Bildern auch für den Raum Neapel eine Vorstellung von seinen Wanderungen und Reisen ermöglicht werden (Abb. 17)[46].
Wann genau Schreiber Italien verließ und nach Hause zurückkehrte, lässt sich relativ genau bestimmen. Im Juni 1841 befand sich Schreiber jedenfalls noch in Neapel, von wo er „in Kurzem“ nach Hause zurückkehren werde, wie das Fürther Tagblatt vom 15. Juni 1841, das weiter unten noch ausführlicher zitiert wird, wohl aus dem Munde von Vater Schreiber zu berichten wusste. Peter Conrad dürfte noch den Herbst 1841 in Italien verbracht haben. Dafür spricht, dass sich ihm ab Oktober 1841 die einzige Gelegenheit während seines zweieinhalbjährigen Aufenthalts bot, Augenzeuge eines neuerlichen Ausbruchs des Vesuvs zu sein. Es handelte sich um den sog. 11. Eruptionszyklus[47]. Dieser Vesuvausbruch muss ihn wie viele seiner Vorgänger geradezu magisch angezogen und sehr beeindruckt haben. Allein die Städtische Sammlung Fürth hat zwei Ölgemälde mit dem Titel Ausbruch des Vesuvs in ihrem Bestand (Abb. 18). In den 1990er Jahren wechselte ein mit „1847“ datiertes, drittes Gemälde aus seiner Hand mit diesem Motiv für damals beachtliche rd. 22.000 DM den Besitzer. Von weiteren Versionen wissen wir möglicherweise nur nichts. Mit diesen Eindrücken des Vesuvausbruchs von 1841, die zugleich der absolute Höhepunkt seines Italienaufenthalts gewesen sein dürften, gingen Schreibers Studienjahre zuende.

Abb.10: „Italienische Landschaft“ von 1842 [10]

Abb.11: „Ponte Rotto a Roma“ [11]

Abb.12: Karte von Rom und Umgebung [12]

Abb.13: Via della Vita 107 in Rom [13]

Abb.14: Zeichnung „Campagna di Roma“ [14]

Abb.15: „Abendstimmung in der römischen Campagna“ [15]

Abb.16: „Golf von Baja“ [16]

Abb.17: Karte von Neapel und Umgebung [17]

Abb.18: Ausbruch des Vesuvs 1841 [18]

Teil 2

Die Nürnberger Jahre Schreibers: Beruf, Familie, Kunst

Schreibers Rückkehr aus Italien: ein guter Start!

Bei Peter Conrad Schreibers Rückkehr in die Heimat eilte ihm 1841/1842 bereits ein exzellenter Ruf und ein reges heimisches Interesse voraus. Das schon kurz erwähnte Fürther Tagblatt vom 15. Juni 1841 berichtete über einen Besuch beim Vater, Johann Christoph Schreiber. Der Vater besaß offenbar bereits in größerer Zahl Werke seines Sohns aus Italien. Unter der Rubrik „Hiesiges“ schrieb das Fürther Tagblatt: „Kein Künstler und Kunstfreund, der Fürth besucht, wird es reuen, wenn er bei Herrn Gürtler Schreiber, ohnfern des Eisenbahnhofs, vorspricht, und dort die von seinem Sohn in Italien und namentlich in Rom und seiner Umgegend aufgenommenen theils in Kreide theils in Oel ausgeführten Zeichnungen, Skizzen etc. etc. betrachtet, die Herr Schreiber mit jener zuvorkommenden Artigkeit vorzeigt, die den Genuß des Beschauers erhöht. Treue Charakteristik der Figuren und der Architektur, Durchsichtigkeit der Luft und des Wassers, besonders ausgezeichneter Baumschlag, beurkunden den genial denkenden, wie den technisch gewandten Künstler, der mit geringem Aufwand von Mitteln, große Wirkung hervorbringt, und bei seiner Jugend, und stetem Fortschreiten, gewiß einst einen bedeutenden Namen unter den deutschen Künstlern erlangen wird. Fürth, die Vaterstadt des jungen Künstlers, darf stolz auf diesen Sohn sein, der in Kurzem von Neapel hierher zurücke kehren, und wahrscheinlich noch viele Erzeugnisse seines Talents aus jenen herrlichen Gegenden mitbringen wird, die den Verehrern der Kunst einen weiteren herrlichen Genuß versprechen.“ Soweit dieser einzige mir bekannte Pressebericht aus jener Zeit.
Peter Conrad Schreiber wurde offensichtlich von seinem Vater schon im Juni 1841 „in Kurzem von Neapel hierher“, also nach Fürth, zurückerwartet. Sohn Peter Conrad hielt sich offenbar bereits seit Juni des Jahres in Neapel auf, nicht nur, weil Neapel und die herrliche Umgebung reichlich Motive für Skizzen boten, sondern auch, weil Schreiber, wie in Teil 1 ausgeführt, unbedingt Augenzeuge des Ausbruchs des Vesuvs werden wollte, zu dem es im Herbst 1841 tatsächlich kam (Abb. 18). Nach diesem Naturspektakel kehrte Schreiber nach Hause zurück.
Seine erste feste Nürnberger Wohnadresse war die heutige Bindergasse 11/Theresienstr. 20 (damals „S 560“, wobei „S“ für Sebaldsbrücker Seite, also für Altstadt, steht)[48]. Er nahm 1842 an gleich zwei Ausstellungen des dortigen Albert-Dürer-Vereins teil.
So stellte Schreiber vom 21. August bis zum 25. September 1842 in der „Großen Kunst-Ausstellung“ des Vereins zwei Ölgemälde mit italienischen Motiven aus: Sturm in den pontinischen Sümpfen mit Wildschwein-Jägern und La Cervara in der römischen Campagna. Außerdem wird Schreiber im September 1842 im Bericht des Vereins über die zurückliegenden zwölf Monate des Geschäftsjahrs 1841/42 gleich mit fünf Bildern genannt. Mit diesen Bildern nahm er, wohl erst 1842, an der sog. „Permanenten Kunstausstellung“ des Vereins teil. Die Motivpalette ist erneut durchweg italienisch: Serpentara im Sabinergebirge, Civitella im Sabinergebirge, Apollo unter den Hirten, Kleine Marine unter der Insel Capri und St. Angelo bei Neapel. Die beiden Karten zu Rom und Neapel in Teil 1 mögen nochmals die Lage der genannten Orte seiner Bilder vor Augen führen (Abb. 12, Abb. 17). Eines der vom Verein ausgestellten und erstandenen Bilder wurde sogar verlost[49].
Bei einer Zusammenschau all dieser Daten dürfte daher auch das bereits in Teil 1 (Abb. 10) besprochene Bild des Lenbach-Hauses München aus dem Jahre 1842 (Italienische Landschaft, Sonnenaufgang) eines der allerersten gewesen sein, das Schreiber im heimischen Atelier gefertigt hat und das erhalten ist. Es reflektiert ganz besonders zeitnah und authentisch die noch frischen Eindrücke seines Italienaufenthalts und, wie oben ausgeführt, die Eindrücke, die Rottmann bei ihm hinterlassen hat. Rottmann kommt so besehen eine Sonderstellung bei Schreiber zu.
Nach Ablauf dieses für Schreiber künstlerisch so ereignisreichen ersten Jahres 1842 zurück in der Heimat ist es um Schreiber ausstellungsmäßig ruhig geworden. Er malte zwar nach eigenem Bekunden immer wieder auch für Kunstvereine (Brief von 1869 - Abb. B3), die solche Werke in der Regel auch einem breiteren Publikum zugänglich machten. In Nürnberg ist dies vor allem der erwähnte Albrecht-Dürer-Verein. Mit Bildern tritt Schreiber nach allem, was schriftlich dokumentiert ist, aber nur noch ein einziges Mal überhaupt in seinen Nürnberger Jahren hervor: mit einem sog. "Panorama" aus Bildern mit italienischen Motiven in seiner Heimatstadt Fürth. Diese eher ungewöhnliche, aber damals sehr beliebte Form der Präsentation der großen Welt in heimischen Sälen und zugleich so seltene Momentaufnahme aus Schreibers Leben und Schaffen soll daher an dieser Stelle etwas ausführlicher geschildert werden.
So findet sich im Fürther Tagblatt vom 25.12.1847 S.879, also am 1. Weihnachtsfeiertag des Jahres 1847, folgende Anzeige: „Mit obrigkeitlicher Erlaubnis habe ich mich entschlossen mein großes Panorama das ich mit mehreren Tableaux ausstattete, im Saale des Goldenen Schwan dahier [Anm.: am Markt in Fürth] zur geneigten Ansicht des hochverehrenden Publikums auszustellen, und zwar beginnt die Ausstellung am heiligen Weihnachtstag nach dem Nachmittagsgottesdienst. Das neuste meiner Tableaux ist eine italienische Landschaft von Herrn K. Schreiber in Nürnberg: die Castella Gandolfo, Sommerpalast des Papstes, mit dem Kloster Pallazala, dem Monte Cavi, Rocca di Papa, Monte Gennajo, Monte Celi, Campagna die Roma, dem Albaneser und im Hintergrund die Stadt Rom. Da ich die Versicherung zu geben im Stande bin, daß sowohl die Großartikeit als die künstlerische Ausführung meiner Tableaux, die ich auch auf neue zweckmäßige Art beleuchten ließ, Jedermann befriedigen werde, da ich überdies die Eintrittspreise nur auf 6 kr. für Kinder 3 kr. festlegte, so glaube ich, einem zahlreichen Besuch entgegensehen zu können. Max Senkeisen, Panoramabesitzer.“
Worum handelt es sich bei einem solchen Panorama? Es war manchmal ein einziges großes Rundumbild, manchmal waren es mehrere Einzeltafeln, die erst in einer gewissen Zusammenstellung die Illusion eines Rundblicks ergaben. In der Regel waren es Aufträge, die der Panoramaveranstalter eigens an den Künstler vergab. Schreiber dürfte die Ansichten aber nicht eigens zur Bestückung des Panoramas gemalt, sondern die erforderlichen etwa zehn kleineren Einzeltafeln aus seinem Bestand genommen haben. Nur so dürfte auch für Senkeisen und Schreiber der Aufwand in einem vertretbaren Verhältnis zu den zu erwartenden Einnahmen gestanden haben, die sich ja laut Annonce in wenigen Kreuzern pro Person bemaßen. Ort der Präsentation: der Saal des alten Fürther Gasthauses zum Goldenen Schwan.
Schreiber bot seinem Publikum damit einen sicher wunderbaren und vor allem authentischen Rundblick über die Umgebung von Rom aus eigener Anschauung. Schreibers imaginärer Standpunkt und der des Betrachters (siehe Karte Abb. 12) muss der Ort Tivoli östlich von Rom mit den dort gelegenen Terassen der Villa d’Este, einem damals verlassenen, aber herrlich gelegenen Palast gewesen sein, von dem schon Schreibers Berliner Lehrer Carl Blechen im Jahre 1830 ein berühmt gewordenes Gemälde gefertigt hatte. Den Rundblick Schreibers von der Villa d’Este aus, wie ihn der Betrachter von 1847 im Goldenen Schwan mitten in Fürth gehabt haben muss, muss man sich gemäß der Zeitungsanzeige in etwa wie folgt vorstellen: zur Linken die päpstliche Sommerresidenz Castel Gandolfo in den Albaner Bergen südöstlich von Rom, gefolgt vom Monte Cavo, mit 925 m der zweithöchsten Erhebung der Albaner Berge, sodann das malerische Städtchen Rocca di Papa auf einem Nebengipfel des Monte Cavo. Zur Rechten sah man wohl den etwa 500 m hohen Monte Gennaro, sodann die damals herrlichen Linien der Camgagna di Roma, des noch unbebauten, landschaftlich atemberaubenden Südostens Roms, der auch Schreiber so fasziniert hat (Brief 1840 - Abb. B2), und schließlich in der Ferne Rom mit den Kuppeln des Petersdoms.
Der Verbleib der Einzeltafeln ist heute nicht mehr bekannt. Den Blick auf Rom hatte Schreiber jedoch ein Leben lang in seinem Repertoire, selbst noch 1892, kurz vor seinem Tod (siehe Bild: Blick auf Rom). Ein prominentes Beispiel für ein solches, wenn auch großformatiges Panorama findet sich in der Neuen Pinakothek in München, im Kabinett 5a. Es sind vier Rom-Ansichten von der Villa Malta aus, die Johann Christian Reinhart (1761-1847) im Auftrag von König Ludwig I. von Bayern gemalt hat (siehe Pinakothek: Johann Christian Reinhart). Schreiber dürfte übrigens Reinhart mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in Rom kennengelernt haben, war doch Reinhart jahrzehntelang der Mittelpunkt der deutschen Rom-Kolonie. Er starb 1847 in Rom.

Anstellung als Zeichenlehrer am Egidien-Gymnasium in Nürnberg

[50]. Wir kennen keine Hintergründe für seine Abwesenheit. Eine weitere Auslandsreise, etwa nach Ägypten, wird wegen einiger ägyptischer Bildmotive, auf die noch weiter unten eingegangen wird, bisweilen vermutet[51]. Aber eine solche Reise erscheint schon aufgrund von Schreibers Erklärung von 1845, er habe in Berlin, München und Rom studiert, ausgeschlossen (Dok. 2 und Dok. 4). Auch Albert Reindel, Direktor der Kgl. Kunstgewerbeschule in Nürnberg, die Schreiber 1833/1834 besucht hatte, nennt nur diese drei Studienorte Schreibers 1845 gegenüber dem Nürnberger Magistrat, als es um die Niederlassung seines ehemaligen Schülers in Nürnberg ging (Dok. 1Dok. 3 und Dok. 4).
Schreiber hatte zu jener Zeit bereits durchaus einen Namen als Künstler. Graf Raczynski hat Schreiber in seiner „Geschichte der Neueren Deutschen Kunst“ 1841 bereits als Schüler Schirmers genannt (siehe oben). Die erwähnten Ausstellungen des Albrecht-Dürer Vereins zeugen von Rang und Namen. Friedrich Mayer erwähnte 1844 in seinen „Wanderungen durch das Pegnitzthal“ Schreibers „tiefe Conception und treffliche technische Fertigkeit, verbunden mit richtigem Farbsinn“[52]. Nagler hebt 1846 in seinem „Künstler-Lexicon“ die „Erstlinge“ von Schreibers Italienreise in Öl hervor - eine Ansicht der Stadt Civitella im Albanergebirge (gemeint sein muss „im Sabinergebirge“: siehe Rom-Karte (Abb. 12 im Teil 1) und eine Ansicht der Stadt Anagni mit einem Teil des Sabinergebirges. Die Bilder hätten „großes Lob [geerntet], da sie beide ungewöhnliches Talent und ein genaues Studium der Natur verrathen“[53].
Gleichzeitig suchte Schreiber nach seiner Rückkehr sicher nach einer festen beruflichen Anstellung. Bei der Rückkehr aus Italien war er 26 Jahre alt. Sein 1783 geborener Vater zählte 1843 immerhin bereits 60 Jahre[54]. Er hatte wohl die gesamten Studienjahre von Peter Conrad im Wesentlichen finanziert und damit dem Sohn überhaupt erst ermöglicht, sich in Berlin, München und Rom „ganz seinem Studium“ zu widmen, ohne sich um Stipendien oder andere Einnahmequellen kümmern zu müssen. So verstehe ich jedenfalls die Erklärung des Sohns Peter Conrad von 1845 gegenüber dem Nürnberger Magistrat: „Ich benütze erst seit einigen Jahren die mir gesammelten Studien zum Gelderwerb“ (siehe Dok. 4). Umso mehr dürfte der Vater jetzt darauf gedrungen haben, dass sein Sohn auf eigene Füße kommt.
Daher war es ohne Zweifel auch zur Freude der Familie und besonders des Vaters, als Peter Conrad im Schuljahr 1844/1845 eine Anstellung am königlichen Gymnasium zu Nürnberg fand. Es war immerhin das angesehene Egidien-Gymnasium (1889 aufgeteilt in das Alte Gymnasium, heute das Melanchthon-Gymnasium, und in das Neue Gymnasium). Rektor des Egidien-Gymnasiums war von 1808-1816 der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831).
Nach Aussage des Jahresberichts für das Schuljahr 1844/45 wurde Schreiber in der „Lateinischen Schule“ als „Fachlehrer der Zeichenkunst“ eingesetzt[55]. Die „Lateinische Schule“ umfasste damals die unteren Klassen. Das eigentliche „Gymnasium“ bestand aus den oberen Klassen. Beide Schulen zusammen wurden „Die Königliche Studienanstalt“ genannt.
Schreiber erklärte dazu am 22.4.1845 dem Nürnberger Magistrat in seinem Niederlassungsantrag: „Ich bin laut Ministerialreskripts bei dem hiesigen Gymnasium als Zeichungs[sic!]lehrer mit der etatsmäßigen Funktionsremuneration von 208 Gulden angestellt worden, worüber das Zeugnis des kgl. Studienrektorats vom 12ten des Monats vorliegt. Dabei bin ich Landschaftsmaler und kann meinen Verdienst als solchen jährlich auf 800 Gulden in Bestallung bringen“ (Dok. 2).
Die Schule hat also mit Zeugnis vom 12.4.1845, das der Niederlassungsakte nicht beiliegt, diesen Sachverhalt bestätigt. Bei der „Funktionsremuneration“ handelt es sich um das reguläre Gehalt („Remuneration“) für Schreibers Tätigkeit als Zeichenlehrer (Funktion). Das Gehalt von 208 Gulden bezieht sich aber auf das ganze Schuljahr, also auf den Zeitraum von 12 Monaten, nicht etwa auf einen Monat. Das Jahresgehalt eines damaligen beamteten Gymnasialprofessors lag um 1820 und wohl auch noch 1845 bei ca. 1000 Gulden. Die 208 Gulden lassen daher erkennen, dass Schreiber zumindest in den Anfangsjahren nur wenige Stunden in der Woche unterrichtete, also nur nebenberuflich als Lehrer arbeitete. Dies war gerade bei Zeichenlehrern damals durchaus üblich. Das Lehrergehalt bildete eine „finanzielle“ Grundsicherung[56]. Hinzukommen mussten zwangsläufig Einkünfte aus der Malerei, um eine Familie ernähren zu können. Immerhin kosteten damals 20 Pfund Roggenbrot oder sieben Pfund Schweinefleisch jeweils einen Gulden, was auf das Jahr hochgerechnet sehr viel war. Schreiber kam mit seinen von ihm geschätzten zusätzlichen Einkünften aus der Malerei von 800 Gulden im Jahr tatsächlich auf das Jahreseinkommen eines Gymnasialprofessors. Von einem solchen Einkommen konnte man damals auch mit Familie durchaus leben.
Im Staatsdienst, im sog. „Cursus honorum“[57], war Schreiber aber wohl nie, auch wenn in der Familienüberlieferung immer von „Professor Schreiber“ die Rede war, und Albert Reindel beim Magistrat der Stadt in Unterstützung des Niederlassungsantrags von Schreiber 1845 ebenfalls von „Prof. P. Conrad Schreiber“ sprach (Dok. 3). Gegenüber dem Nürnberger Magistrat gab Schreiber jedenfalls an, er sei bei der Schule „angestellt" (Dok. 2).
Ein Personalakt „Konrad Schreiber“ ist mit vielen anderen Beständen des bayerischen Kultusministeriums im Zweiten Weltkrieg leider verbrannt. Wir wissen dies aus Listen über die damals verlorengegangenen Archivalien des Ministeriums. Dort befindet sich der Hinweis auf einen Personalvorgang zu einem „Konrad Schreiber“ aus dem Jahr 1840[58]. Möglicherweise hat sich Schreiber bereits von Italien aus um eine Stelle im Nürnberger Schuldienst beworben.

Erste Ehe in Nürnberg (1845-1846): Schwieriger Anfang, jähes, tragisches Ende

Doch zunächst zurück zu den Jahren 1844/1845. Peter Conrad Schreiber lernte möglicherweise schon bald nach seiner Rückkehr aus Rom in seiner Heimatstadt Fürth Elisabetha Kunigunda Friedericka Hommel kennen. Geboren am 24. April 1823, war sie eine tüchtige junge Frau, die in Fürth in der Schneiderei von Mina Pickert und B. Gerstle angestellt, bestens beleumundet und aus gutem Hause war.
Der Vater der jungen Frau, Wilhelm Hommel, war Magistratssekretär in Fürth. Die Väter der jungen Leute kannten sich höchstwahrscheinlich schon sehr viel länger als ihre Kinder. Christoph Johann Schreiber, der Vater des jungen Malers, war langjähriger Gemeindebevollmächtigter in Fürth, bereits 1819 im Fürther Adressbuch (s. Anm. 2) mit diesem Amt und dem des Armenpflegschaftsrats eingetragen und in den 20er Jahren für eine Periode zum Magistratsrat gewählt worden. Noch 1846 wurde er als Gemeindebevollmächtigter im Adressbuch geführt. Am 15.4.1853 wurde Schreiber - als zweitem Fürther Bürger nach Franz von Bäumen (1781-1861), dem Ersten Bürgermeister der Stadt von 1818-1857 - für seine ehrenamtliche Tätigkeit von 1817-1851 zum Wohle der Gemeinde die „Goldene Medaille des Civilverdienstordens der bayerischen Krone“ verliehen. Es gibt sogar ein Porträtfoto, das an diesem Ehrentag aufgenommen worden sein kann, denn es zeigt ihn mit dieser Medaille am Revers (Abb. 19). Noch 1902 wurde nach ihm „im Gedächtnis“ an seine Verdienste eine Straße in der Fürther Südstadt benannt. Christoph Johann Schreiber starb nicht im Alter von 103 Jahren, wie die Familienüberlieferung berichtet, sondern 1859 im Alter von 75 Jahren[59].
Wohl 1844 verlobten sich Elisabetha und Peter Conrad. Im April 1845 sprach Schreiber jedenfalls von Elisabetha als von „seiner Verlobten“ gegenüber der Stadt Nürnberg. Am 22. April 1845 bat Schreiber offiziell beim Magistrat der Stadt Nürnberg „um Aufnahme als Insasse und um eine Verehelichungsbewilligung mit der ledigen Magistratsvorstandstochter Elisabetha Kunigunda Friedericka Hommel aus Fürth“ (Dok. 2).
Da Elisabetha im Sommer 1845 ein Kind von ihm erwartete, mussten die beiden jungen Leute in jedem Falle heiraten. Die Frage war nur, ob sie in Nürnberg heiraten und nach Nürnberg ziehen konnten. Da Schreiber und Hommel beide aus Fürth stammten und dort sicher noch als Einwohner gemeldet waren, bedurfte es nämlich zwingend einer offiziellen Zuzugsgenehmigung durch die Stadt Nürnberg, die damals auch die Verehelichungserlaubnis umfasste. Die Festanstellung Schreibers am Egidien-Gymnasium implizierte noch keinen offiziellen Ansässigkeitstitel der Stadt. Geregelt wurde dies für das gesamte Königreich Bayern im revidierten „Gesetz über Ansässigkeitsmachung und Verehelichung“ vom Juli 1834. Wie im Falle Schreiber kam das Gesetz vor allem bei einem mit Heirat verbundenem Zuzug zur Anwendung. So sollte sichergestellt werden, dass keine Familien gegründet wurden, mit denen sich eventuell später einmal der „Armenpflegschaftsrath“ befassen musste. Ausführlich hatte nach Gesetzeslage Peter Conrad Schreiber daher die Einkommensverhältnisse, den sog. „gesicherten“ bzw. „ordentlichen Nahrungsstand“, für sich und seine künftige Frau darzulegen. Ein Magistratsbeamter nahm das Vorgetragene schriftlich auf (Dok. 2).
So zählte Schreiber auf: das schon bekannte jährliche Lehrergehalt von 208 Gulden, verkaufte Bilder im Wert von 829 Gulden, unverkaufte Bilder im Wert von 1027 Gulden sowie 400 Gulden an Mitgift. Reindel musste ebenfalls nochmals alles bestätigen (Dok. 1). Der Armenpflegschaftsrat des Magistrats konnte sich trotzdem in seinem Beschluss vom 29. April 1845 „für dieses Gesuch nicht erklären“. Vor allem mangelte es dem Rat an „einem größeren gesicherten Erwerb“ Schreibers und seiner Braut. Wahrscheinlich verglich der Armenpflegschaftsrat die jährlichen 208 Gulden „Funktionsremuneration“ mit dem o.g. sicheren Jahreseinkommen eines kgl. bayerischen Gymnasiallehrers von 1000 Gulden oder gar den 8000 Gulden eines Offiziers. Die Einnahmen aus der Malerei betrachtete er demgegenüber, da nicht auf Heller und Pfennig abschätzbar, offensichtlich nicht als „gesicherten Nahrungsstand“.
Schreiber gab jedoch nicht auf. Er reichte in einer zweiten Erklärung vom 30. April 1845 nochmals eine Liste mit Titeln, Preisen und Namen der Käufer seiner verkauften Bilder nach, die den in der ersten Erklärung nur pauschal angegebenen Gesamtwert von 829 Gulden im Einzelnen belegen sollten (siehe Dok. 4).
Wir verdanken dem nicht undramatischen Gang der Dinge insgesamt zwei Werk- und Wertaufstellungen Schreibers, deren Bildtitel und Preise sonst wohl nie überliefert worden wären und die in der Kunstgeschichte einen gewissen Seltenheitswert haben. Da Schreiber ohne Quittung verkauft hatte, musste Albert Reindel (siehe sein Bild in Teil 1 (Abb. 2) in einer Protokollerklärung vom 2. Mai 1845 zusätzlich versichern, dass Schreiber die ihm bekannten Bilder „im Jahre 1844 und 1845 gefertigt und um den bezeichneten Preis von 829 Gulden verkauft hat.“ Reindel bestätigte zugleich, dass Schreiber von der Malerei sogar ganz alleine leben könnte. Es würden nämlich „die große Leichtigkeit, mit welcher er arbeitet, sein Ideenreichtum und seine unermüdste [sic] Stetigkeit ihm als Maler einzig und allein einen gesicherten Nahrungsstand verschaffen, wenn er auch auf jede andere Erwerbsquelle verzichten würde.“ (Dok. 1).
Schreiber schilderte in seinem zweiten Antrag bei der Stadt Nürnberg auch die väterlichen Vermögensverhältnisse: „Schließlich erwähne ich noch den Umstand, daß [...] mein Vater, der Gürtlermeister und ehemalige Magistratsrat Johann Christoph Schreiber zu Fürth ein vermögender Mann ist, von dem ich einmal Vermögen zu erwarten habe. Ich habe wohl noch 6 Geschwister, allein ich erlaube mir zu bemerken, daß mein Vater vor ungefähr 6 Jahren [Anm.: also ungefähr um 1838/39] sein Anwesen zu Fürth, welches er ohne Hypotheksschulden besaß, um den Preis von 16.500 Gulden verkauft hat und überdies noch weiteres Vermögen besitzt.“ Der Vater scheint offenbar um 1839/1840 das Anwesen Königstraße 393, vormals Nürnberger Str. Haus Nr. 275, verkauft zu haben. Um 1845 ist das Anwesen in der Tat lt. Adressbuch von 1846 nicht mehr in Schreibers Eigentum (siehe Dok. 4)!
Es wurden ungeachtet der väterlichen Vermögensverhältnisse weitere behördliche Nachforschungen zum Vermögen des Sohnes Peter Conrad Schreibers bis hin zu den Einnahmen aus privaten Zeichenstunden angestellt. Diese ergaben einen weiteren Besitz (inklusive Bettzeug und Kleidung sowie Barschaften) im Werte von insgesamt etwa 500 Gulden. Schreiber war also für damalige Verhältnisse mit fast 3000 Gulden allein an Vermögenswerten keineswegs schlecht gestellt.
Dies wurde letztendlich, sicher auch dank des Einsatzes des in Nürnberg hoch geschätzten Albert Reindel, auch von der Stadt Nürnberg so gesehen. Am 13. Juni 1845 wurde dem Antragsteller Schreiber vom Magistrat eröffnet, „daß sein Gesuch um die Erlaubniß als Insasse dahier sich niederzulassen und mit Elisabetha Kunigunda Friedericka Hommel, Magistratssekretärstochter von Fürth sich verehelichen zu dürfen, genehmigt ist [...] Demselben [also Schreiber] liegt nun ob [...] seine Ansässigmachung durch Verehelichung mit seiner Verlobten zu vollziehen.“
Am 12. Juli 1845 zeigte Schreiber dem Magistrat an, „daß er am 6-ten des Mts getraut wurde und im Haus Nr. 391 (heutige Albrecht-Dürer-Straße 15) wohnt.“ Die Hochzeit fand also - wie auch in der Kirchbuchzweitschrift vermerkt - am 6. Juli 1845 statt. Der Trauschein wurde am 17. Juli ausgefertigt. Nürnberg hatte somit Peter Conrad Schreiber mit seiner Frau Elisabetha Kunigunda Friedericka, geb. Hommel, zwar nicht als Vollbürger, aber doch als neue „Insassen“ in seinen Mauern. Das junge Paar bezog eine Wohnung im Haus Nr. „S 397“, was der heutigen Albrecht-Dürer-Str. 5 / Lammgasse 4 entspricht.
Am 1. August 1845 kam die gemeinsame Tochter Anna Friederika Kunigunda zur Welt[60]. Das Familienglück währte jedoch nur kurz. Zwei Schicksalsschläge trafen Schreiber und die beiden Fürther Familien Schreiber und Hommel innerhalb nur weniger Monate: Am 14. März 1846 starb die Tochter bzw. Enkeltochter Anna mit sieben Monaten. Im gleichen Jahr, sieben Monate nach dem Tod der Tochter, am 3. Oktober 1846, starb Schreibers junge Frau[61]. Woran die Tochter starb ist nicht bekannt. Schreibers Frau könnte, wie damals so häufig, bei einer zweiten Niederkunft im Kindbett gestorben sein. Die Familienüberlieferung schweigt hierzu. Ihr war diese erste Ehe überhaupt nicht bekannt.
Manfred Grieb wiederum erwähnt im Nürnberger Künstlerlexikon zwar den Tod von Schreibers erster Frau, Elisabetha Kunigunda Friedericka Hommel, aber nicht Schreibers zweite Ehe, von der im Weiteren die Rede sein soll[62].

Abb.19: Christoph Johann Schreiber [19]

Abb.20: Elise Schreiber (geb. Krieg) [20]

Abb.21: Peter Conrad Schreiber 1851 [21]

Abb.22: Signum Peter Conrad Schreibers [22]

Abb.23: Peter Conrad Schreiber (um 1870) [23]

Abb.24: Peter Conrad Schreiber (um 1880) [24]

Schreibers zweite Ehe (1847-1894) mit Elise Schreiber, geb. Krieg

Im Juli 1847 vermeldete das Kirchenzweitbuch die Verehelichung Schreibers mit der achtzehnjährigen Juliane Karoline Elise Krieg, geboren am 26.7.1829, der Tochter eines Nürnberger Fabrikanten. Die Hochzeit ist mit Datum 04.07.1847 im „Pfarrbezirk Sebald 32“ eingetragen. Sie dürfte daher in der Sebalduskirche stattgefunden haben. Im Heiratseintrag ist als Wohnadresse Schreibers das Haus Nr. „S 92“ bzw. Weinmarkt 92 (heute Weinmarkt 7) angegeben[63]. Schreiber war offenbar noch gleich nach der 1. Eheschließung 1845 mit seiner ersten Frau an den Weinmarkt umgezogen.
Wie wir aus der Familienüberlieferung wissen, gebar Juliane Karoline Elise in einer fast 40-jährigen Ehe sechs Kinder. Eine Anna Johanna Margaretha war 1848 das erste Kind. Nach allem, was wir wissen, hat wohl Sohn Georg, der 1855 zur Welt kam, die künstlerische Begabung des Vaters geerbt. Er wurde wie sein Vater Maler, war aber später vor allem als Kirchenrestaurator tätig. Bereits bei seiner Heirat 1887 hat er sich „Maler und Fotograf“ genannt und sich mit einem eigenen Atelier schließlich 1898 in Walldürn im Odenwald ganz auf die Fotografie verlegt[64]. Er sei hier vor allem auch deshalb erwähnt, da über ihn und seine Abkömmlinge letztlich auch alles, was wir an mündlicher Familienüberlieferung kennen und was wir an Fotodokumentation haben, auf uns gekommen ist.
Juliane Karoline Elise war der Familienüberlieferung zufolge eine sehr feine, liebenswerte und auch sehr gut aussehende Frau (siehe Abb. 20). Ihr Mann war kein einfacher Mensch. Schreiber war wohl einerseits sehr um seine Frau bedacht. War sie in anderen Umständen, sollte sie sich schonen und das Haus, wenn überhaupt, nur in seiner Begleitung verlassen. Ab und an unternahm er dann mit ihr Kutschfahrten vor die Tore der Stadt. Seiner Frau oblag andererseits so ziemlich allein die Sorge um die große Familie. Er widmete sich dagegen neben der Schule ganz seiner Kunst. So blieb er für seine Kinder zeitlebens eine fast unnahbare Respektsperson. Er war im Umgang mit ihnen stets sehr förmlich und für heutige Verhältnisse geradezu unnahbar. Es kam selten zu mehr als zu einem Diener, einem Knicks und einem Handgeben. Das wurde u.U. dadurch gefördert, dass man zwei getrennte Wohnungen unterhielt. Die eine war dem Künstler als Atelier vorbehalten, was natürlich auch unabdingbar war, um gerade die Ölfarben von den Kindern fernzuhalten. Die zweite Wohnung war der Wirk- und Wohnbereich seiner Frau Elise. Die Tatsache, dass es zwei Wohnungen gab, mag auch erklären, dass wir insgesamt von Schreiber 15 Adressen in Nürnberg kennen.

Peter Conrad Schreiber: Teil einer Sammlung von „Portraits bekannter Zeitgenossen“ (1851)

Wir verdanken das früheste Porträt von Peter Conrad Schreiber dem Porträtisten Carl Christian Vogel von Vogelstein (1788-1868). Das Porträt Schreibers stammt aus dem Jahre 1851 (Abb. 21). Vogel stellt in einer ganz figürlichen Darstellung einen schlanken, vornehmen jungen Mann mit Bart, mit Gehrock im Stil der Zeit, feingliedrigen Händen sowie sensiblem und distinguierten Gesichtsausdruck dar. Die Zeichnung gehört zu einer Sammlung von insgesamt 598 Bildnissen, die bis heute im Dresdner Kupferstichkabinett aufbewahrt wird. Vogel wollte den Porträtierten für die Nachwelt festhalten und das Porträt als Dokumentation für die Zeitgeschichte verstanden wissen[65]. Die Sammlung ist im Zeitraum zwischen 1810 und 1867 entstanden[66]. Gefertigt wurde die Zeichnung Schreibers von Vogel selbst[67]. In einem von Vogel erstellten Verzeichnis führt er den inzwischen fast 35-jährigen Schreiber namentlich auf. Dieses Verzeichnis vom 31. Oktober 1858 enthält 100 von ihm nach der Natur gezeichnete „Portraits bekannter Zeitgenossen“[68]. Vogel kam zu diesem Zweck eigens nach Nürnberg. Seinen Gepflogenheiten entsprechend unterzeichnete der Porträtierte eigenhändig das Blatt rechts unten auch mit Geburtsdatum und -ort, um den Charakter des Porträts als Zeitdokument zu unterstreichen, also: „Peter Conrad Schreiber/ geb. 11. August 1816. Zu Fürth“ (Abb. 22). Vogel fügte Ort und Datum der Erstellung des Porträts links unten hinzu: „1851 Nürnberg, den 29 July.“ Auch wenn die Porträtsammlung eher ein selektives „Who is who“ von Künstlern des 19. Jahrhunderts darstellt, so signalisiert die Aufnahme Schreibers doch, dass er für damalige Verhältnisse durchaus ein Künstler von Rang und Namen war - ein „bekannter Zeitgenosse“, wie Vogel seine Porträtliste überschrieb.
Aufschlussreich ist der durch die in dieser Zeit aufkommende Fotografie mögliche Vergleich der Handzeichnung Vogels mit zwei aus dem Familienfundus stammenden Porträtfotos von Peter Conrad Schreiber. Die Fotos sind leider nicht datiert und auch nicht von heutiger Qualität, aber gerade deshalb ebenfalls Zeitdokumente. So lässt das augenscheinlich ältere der beiden Fotos aus der Zeit um 1870 immer noch eine deutliche Ähnlichkeit mit dem Porträt von Vogel erkennen, das einen zwanzig Jahre jüngeren Schreiber abbildet (Abb. 23). Das 1870er Foto zeigt, wie das Bild von 1851, einen sensiblen und feinsinnigen Mann. Das zweite Foto könnte aus der Zeit um 1880 stammen. Es zeigt einen anderen Schreiber (Abb. 24). Der Blick ist stechend, selbstbewusst, fast herrisch. Der elegante Gehrock ist einem dicken Mantel gewichen. Die feingliedrigen Hände, die Vogel zeichnete, stecken nicht mehr sichtbar in den Ärmeln des Mantels wie in einem Muff. Das Foto von 1880 scheint im tiefen Winter aufgenommen worden zu sein. Man hat den Eindruck, ein vom Wesen her verwandelter Künstler blicke auf uns. Schreiber weist geradezu exzentrische Züge auf, die sich auch in Erzählungen wiederfinden. Unwillkürlich drängt sich die Frage auf: Wie sah Schreibers Leben in jenen Jahren aus? Gab es Veränderungen?

1874: Ausscheiden aus dem Schuldienst wegen „zunehmender Augenschwäche“

Der Kurzchronik des Jahresberichts 1873/1874 von Schreibers Schule in Nürnberg ist zu entnehmen: „Am 23. Februar [1874] legte Herr Conrad Schreiber die Stelle eines Zeichenlehrers nach einer mehr als vierundzwanzigjährigen Wirksamkeit an der hiesigen Studienanstalt wegen zunehmender Augenschwäche nieder. Durch hohe Entschließung der königlichen Regierung von Mittelfranken wurde mit der Verwesung [Anm.:im Sinne von Übernahme] der erledigten Zeichenstelle der Maler Herr Hermann Kellner aus Nürnberg betraut."[69] Schreiber war damals erst 57 Jahre alt.
Aus der Familienüberlieferung wissen wir zwar, dass „der Großvater etwas mit den Augen hatte." Nie gehört hatte ich jedoch da von, dass diese Sehprobleme schon so früh und offenbar so massiv zu Tage getreten sind. Hatte etwa die Konsistenz der damaligen Öl- und sonstigen Farben damit zu tun oder war das Leiden einfach altersbedingt? Für Schreiber und seine Familie dürfte dies jedenfalls ein gravierender Einschnitt gewesen sein. Es galt jetzt, alleine aus den Einkünften der Bilder zu leben. Die älteste Tochter Johanna mag mit ihren 25 Jahren das Haus bereits verlassen haben, Sohn Georg könnte bereits in eine Lehre gegangen sein. Aber noch längst standen nicht alle Kinder schon auf eigenen Füßen. Der am 24.05.1861 getaufte Johann Lorenz Schreiber war beispielsweise erst 13 Jahre alt und ging noch zur Schule.
Andererseits ist in der Familienüberlieferung nie von materieller Not im Hause Schreiber berichtet worden. Die Haushaltskasse, über die die Frau des Hauses verfügte, war zwar nie üppig gefüllt. „Frau Professor Schreiber“ musste oft anschreiben lassen. Ihr Mann beglich aber, wie mir stets erzählt wurde, umgehend, wenn seine Frau Außenstände erwähnte oder Schreiber auf der Straße auf solche angesprochen wurde, was wohl vorkam.
Auch schien im Hause Schreiber nie der Gürtel wirklich enger geschnallt worden zu sein. So ließ sich Schreiber beispielsweise jeden Tag „ein Stück Ochsenfleisch vom Ziemer“ vorsetzen, was nach den Kochbüchern jener Zeit wohl die hintere Hüfte vom Rind war, ein damals wie heute hochwertiges Bratenstück. Schreiber liebte auch Zigarren, rauchte aber stets nur das erste Drittel. Der Rest sei für ihn Gift gewesen. Was für den Vater „Gift“ war, war für Sohn Georg jedoch das Höchste der Gefühle: Er ließ sie verschwinden und rauchte bei sich bietender Gelegenheit die angefangenen Zigarren heimlich zu Ende.
Offenbar verließ Peter Conrad Schreiber nach Ausscheiden aus dem Schuldienst 1874 erst einmal die Stadt. Jedenfalls steht für 1874 im Nürnberger Einwohnerregister bei Schreiber: „6/5/74 nach Hersbruck“. Schreiber begab sich also im Mai 1874 (mit seiner Familie?) ins nahe Hersbruck. Wie lange er sich dort aufhielt und was er dort genau machte, ist unbekannt. Er kehrte aber zu einem nicht bekannten Zeitpunkt nach Nürnberg zurück und verbrachte dort die letzten 20 Jahre seines Lebens. Ohne genaue zeitliche Zuordnung gibt es von Schreiber noch sechs Wohnadressen; die letzte war die Bärenschanzstraße 29[70].

Schreiber: ein Künstler mit gutem Kundenkreis

Finanziell relativ gut abgefedert hat den Verlust des Lehrergehalts wohl der Umstand, dass Schreiber in den 1870er Jahren längst ein anerkannter und gut dotierter Künstler war. So scheint sich Schreibers gegenüber dem Nürnberger Magistrat 1845 geäußerte „Zuversicht“ insgesamt erfüllt zu haben, nämlich: „dass meine Einnahmen von Jahr zu Jahr mit meinen Leistungen und meinem Rufe sich steigern werden“ (Dok. 4). Insbesondere muss der wohlhabende Fürther Kaufmann und Sammler Conrad Gebhardt, wenn nicht schon zu Schreibers Berliner Zeit, so doch unmittelbar nach Rückkehr des jungen Künstlers aus Italien damit begonnen haben, gezielt Werke von diesem Sohn der Stadt zu erwerben. In seinem Testament vermachte Gebhardt der Stadt Fürth 1864 eine Kunstsammlung mit über 140 Werken, darunter mit zehn Gemälden von Schreiber. Einmalige Werke in Öl wie den Ausbruch des Vesuvs oder Die Walpurgisnacht, die sogar, wie in Teil 1 ausgeführt, aus Schreibers Berliner Zeit (1835-1837) stammen könnte, verdankt die Stadt Fürth dem Sammler. Die Bilder wären ohne Gebhardts Vermächtnis heute wahrscheinlich verloren oder in alle Winde verstreut.
Schreiber hatte gute und zahlungskräftige Kunden, wie nicht nur das Beispiel des Fürther Bürgers Conrad Gebhardt zeigt. Wir haben zwar aus den späteren Jahren keine weiteren Verkaufslisten mehr wie jene beiden aus den Jahren 1844/45 oder wie die Gebhardt-Liste. Der bereits erwähnte Brief Schreibers an seinen Freund Ferdinand Bellermann vom 16. Dezember 1869 (Abb. B3) belegt aber, dass Schreiber in der Zeit um 1869 ein viel beschäftigter Maler war. Bellermann, seit 1866 Nachfolger Schirmers als Leiter der Klasse für Landschaftsmalerei an der Akademie in Berlin, hatte Schreiber kurz vorher in Nürnberg besucht. Schreiber schreibt nun dem nach Berlin zurückgekehrten Bellermann: „[…] Du wirst nun wieder tapfer malen? Auch ich mache es so, es ist das Beste, was unser einer thun kann; auch bin ich glücklicher Weise nicht in Verlegenheit, was ich mit meinen Bildern anfangen soll, ich habe stets viele Bestellung[en] nach London und Paris so daß mir gar keine Zeit mehr übrig bleibt für Kunstvereine zu malen […]“. In Nürnberg war es vor allem der Albrecht-Dürer-Verein, der zu kurz gekommen sein mag. Die Feststellung von Albert Reindel, dem Leiter der Nürnberger Kunstgewerbeschule, aus dem Jahre 1845, dass Schreibers „Gemälde im In- und Ausland bei Kennern und Liebhabern Achtung und Abnehmer zu Theil werden“, hat offenbar auch noch fast ein Viertel Jahrhundert später seine Gültigkeit behalten (Dok. 1).
Aus der Literatur wissen wir zudem, dass zu seinem Käuferkreis auch Kunden aus dem aufkommenden Großbürgertum gehörten. So die Industriellenfamilie Faber (später Faber & Castell). Nach Manfred Grieb, dem Herausgeber des Nürnberger Künstlerlexikons, hat Schreiber „für das Fabersche Schloß in Schwarzenbruck drei Wandgemälde, teils italienische Motive, teils Fabersche Besitzungen darstellend“, gefertigt. Das muss zwischen 1885 und 1887 gewesen sein, als das Schloss erbaut und fertiggestellt wurde. Wahrscheinlich wurden die Wandgemälde sogar nach Vorlagen von ihm aufgebracht, da er solche Arbeiten auf Grund seines Alters sicher nicht mehr selbst ausführen konnte. Derselben Quelle zufolge fertigten namenhafte Nürnberger Lithographen und Radierer wie Johann Martin Friedrich Geißler (1778-1853) und Theodor Rothbart (1816-1877) nach Vorlagen Schreibers Ansichten von Nürnberg (siehe zu Rothbart, Teil 1 (Abb. 7) und steigerten durch diese reproduzierbaren Blätter seinen Bekanntheitsgrad. Der Widmung „Meinem Freunde Böhmländer“ auf einem vom Schreiber signierten Ölbild von 1850 ist zu entnehmen, dass der bekannte Nürnberger Porzellanmaler Christoph Philipp Böhmländer (1809-1893) zu Schreibers Freundeskreis gehörte. Die Freundschaft mit Böhmländer mag auch ein Hinweis auf geschäftliche Kontakte Schreibers zur Porzellanmalerei sein[71]. Es sei nur daran erinnert, dass auch Schreibers Berliner Lehrer August Wilhelm Schirmer aus der Porzellanmalerei kam.
Im Eintrag des Chronisten der Stadt Nürnberg am Todestag Schreibers am 17.2. 1894 (siehe Dok. 5) gibt es zwei weitere Hinweise, die Kunden von Rang - diesmal in Berlin - nennen. Zunächst heißt es in der Chronik 1894: „Die letzten Arbeiten [...] hatte Schreiber für das neue Brau- und Schanketablissement der hiesigen Firma Kurz (J.G. Reif) in Berlin hergestellt“. Der Sachverhalt ist nicht ganz richtig wiedergegeben. Bereits seit 1870 lieferte die alteingesessene Nürnberger Brauerei Kurz (J.G.Reif) zwar Bier nach Berlin. Sie hatte jedoch dort keine eigene Gaststätte. Bei dem genannten Brau- und Schankhaus handelt es sich vielmehr um den 1883 errichteten Neubau des Berliner Brauhauses Siechen. Schreiber hat dieses Brauhaus offenbar im Auftrag von Franz Siechen, dem Eigentümer, künstlerisch ausgestaltet. Die Gaststätte pflegte nämlich das Nürnberger Ambiente in Berlin, zu dem Schreiber offensichtlich beigetragen hat. Das Berliner Brauhaus Siechen war eine „Institution“, ein jahrzehntelanger Treff von Größen aus Theater und Literatur in Berlin. In seinen Romanen „Effie Briest“ und „Jenny Treibel“ hat der schon genannte Theodor Fontane (1819-1898) das Brauhaus erwähnt. Der Dichter Joachim Ringelnatz (1883-1934) nannte es in einem Gedicht in den 1920er Jahren ebenfalls. Die Gäste des Brauhauses hatten über viele Jahrzehnte hinweg somit Wandgemälde Schreibers bewusst oder unbewusst vor Augen. Schreiber dürfte diesen Auftrag sicher als Ehre betrachtet haben. Wie im Falle Faber & Castell gibt es auch von diesen Gemälden heute leider nur noch eine wenig aussagekräftige Schwarz-Weiß-Aufnahme. Das Brauhaus Siechen und damit auch die Wandgemälde Schreibers wurden 1945 Opfer der Bomben.
Der Nürnberger Chronist erwähnt eine zweite Berliner Spur. Der Chronik zufolge stamme aus der italienischen Zeit Schreibers „eine große Sammlung trefflicher Bleistiftstudien, die das königliche Museum in Berlin ankaufte“. Bei dem Königlichen Museum handelt es sich um das 1845 umbenannte heutige Alte Museum auf der Berliner Museumsinsel. Der Erwerb muss jedoch wesentlich später stattgefunden haben. Die Fürther Volkszeitung wusste zum Tode Schreibers in ihrer Ausgabe vom 21.2.1894 nämlich ergänzend zu berichten, dass diese vom Nürnberger Chronisten erwähnte Sammlung „vor einiger Zeit“ im Albrecht-Dürer-Verein zu Nürnberg ausgestellt und „hierauf für das kgl. Museum“ in Berlin angekauft worden sei. Bemühungen, diesen Erwerbsvorgang zeitlich noch weiter einzugrenzen, sind, wie auch die Ermittlung des genauen Zeitpunkts der Ausstellung im Albrecht-Dürer-Verein zu Nürnberg, ohne Ergebnis geblieben. Wie die im Berliner Kupferstichkabinett befindlichen wenigen Zeichnungen Schreibers von 1839ff (siehe Teil 1) nach Berlin gelangten, ergibt sich aus den Unterlagen des Kupferstichkabinetts nicht.

Tod Peter Conrad Schreibers im Februar 1894

Laut Eintrag des städtischen Standesamts Nürnberg[72] schloss Peter Conrad Schreiber am 17. Februar 1894 für immer die Augen. Mit ihm starb ein Mann, der sowohl in Nürnberg wie auch in seiner Heimatstadt Fürth und in Berlin Ansehen genoss und dessen Werk hier wie dort anerkannt war. So war er sicher nicht mehr nur „Insasse“, sondern zwischenzeitlich Vollbürger der Stadt Nürnberg geworden. Jedenfalls würdigte der Nürnberger Stadtchronist, wie nur bei bekannteren Persönlichkeiten der Stadt üblich, noch am Todestag das Leben und Werk Schreibers mit einem ausführlichen Nachruf. Er hebt die „meist italienischen Partien, die sich vor allem durch effektvolle koloristische Wirkung auszeichnen“ besonders hervor (Dok.5)[73]. Der Nachruf des Nürnberger Stadtchronisten vom 17.02.1894 wurde vom Fränkischen Kurier in Nürnberg am 20.02.1894 übernommen. In Schreibers Heimatstadt Fürth folgten Nachrufe mit dem gleichen Wortlaut wie im Fränkischen Kurier zu Nürnberg, im Fürther Central-Anzeiger am 21.02., in der Fürther Volkszeitung und im Fürther Tagblatt am 22.02.1894[74].
Mündlich überliefert ist auch, dass die Überführung seines Leichnams auf den damaligen Centralfriedhof die letzte in Nürnberg gewesen sei, die sechsspännig erfolgt sei, was damals ein besonderes Statussymbol war. Eine Traueranzeige der Familie, ebenfalls nur bei bekannteren Bürgern üblich, erschien im Fränkischen Kurier in Nürnberg. In der montäglichen Vormittagsausgabe vom 19.02.1894 heißt es dort: „Lieben Verwandten, werthen Freunden und Bekannten die traurige Mittheilung, daß gestern Abend unser innigstgeliebter, treubesorgter Gatte und Vater, Großvater, Schwiegervater, Schwager und Onkel Herr Conrad Schreiber, Landschaftsmaler nach kurzem, aber schwerem Leiden im Alter von 78 Jahren verstorben ist. Um stille Antheilnahme in ihrem Schmerze, Nürnberg, den 18. Feb. 1894 / Die tieftrauernden Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet am Dinstag Nachmittag ½4 Uhr auf dem Centralfriedhofe statt.“[75]
Es gibt zwar keine namentliche Aufführung von Familienangehörigen. Die Traueranzeige gibt aber doch eine Vorstellung von der Größe der Familie, von der wir an Einzelheiten nicht viel wissen (Abb. 25). Die kurze, aber schwere Krankheit war der Familienüberlieferung nach ein Milzbrand, heute unter dem Stichwort „Anthrax“ bekannt. Schon infizierte Pinselborsten könnten die hochinfektiöse Krankheit bei Schreiber ausgelöst haben, die bekanntlich von Tieren übertragen wurde.
Der damalige Centralfriedhof ist der heutige Westfriedhof in Nürnberg. Die Lage des Grabes lässt sich leider nicht mehr feststellen[76].
Die Danksagung der Familie erschien in der Donnerstag-Vormittag-Ausgabe des Fränkischen Kuriers zu Nürnberg am 22.02.1894: „Für die vielen Beweise inniger Antheilnahme bei der Beerdigung unseres guten Gatten und Vaters Herrn Conrad Schreiber, Landschaftsmaler, sagen wir allen Verwandten, Freunden und Bekannten unseren herzlichen Dank. Die tieftrauernden Hinterbliebenen“. Seine Frau Elise folgte ihrem Mann nach über 40-jähriger Ehe einen Monat später nach - am 23. März 1894.

Abb.25: Todesanzeige der Familie Schreiber [25]

Umfang und Fortleben von Schreibers Lebenswerk

Legt man die beiden mehrfach genannten Werkverzeichnisse Schreibers aus den Jahren 1844/1845 mit über 20 Werktiteln zugrunde, müsste Schreibers Lebenswerk - grob hochgerechnet - schätzungsweise um die 500 Bilder und Gemälde umfassen. Wenn Schreiber jährlich für 800 Gulden Bilder verkaufen wollte, wie er bei seiner Ansässigmachung dem Nürnberger Magistrat vorrechnete, musste er bei den von ihm genannten Preisen im Jahr bis zu zehn Bilder fertigen. Für ein umfangreiches Lebenswerk spricht, dass auch nach über 120 Jahren immer noch etwa 250 Bilder mit Titeln schriftlich belegt und etwa 200 davon noch erhalten sind. Dies ergibt ein erstes vorläufiges Werkverzeichnis. Zumindest gemessen an seinen datierten Werken geht allerdings die Zahl seiner bekannten Werke nach einer sehr intensiven Schaffensperiode in den 1840er, 1850er und 1860er Jahren ab Mitte der 70er Jahre - vielleicht bedingt durch sein Augenleiden - merklich zurück.
Italien prägte das Themenspektrum. So zeigen von den genannten ca. 250 schriftlich belegten und damit bekannten Bildtiteln etwa 200, also 80%, italienische Motive. Die übrigen 50 Titel beteffen im Wesentlichen heimische Motive wie Klöster und Burgen, vor allem aus dem Raum Nürnberg. Aber auch die Burg Stolzenfels über dem Rhein bei Koblenz gehört zu Schreibers Motiven. Während etwa die Hälfte der 250 bekannten Titel als Ölbilder belegt ist, ist bei der anderen Hälfte, vor allem bei den Italienbildern, als Maltechnik Gouache, Tempera und Pastell angegeben. Aber auch eine ganze Reihe von Kohle- und Bleistiftstudien sind erhalten.
Seine relativ wenigen Ölbilder, die noch in Augenschein genommen werden können, sind meist sorgfältig ausgearbeitet, wie man es von den frühen Romantikern her kennt, so die Nürnberger und fränkischen Motive, die sogar ein wenig an Carl Spitzweg erinnern (Abb. 26). Schreiber war jedoch selbst zu Beginn seines Schaffens stilistisch nie Biedermeier. Bei vielen seiner Gouachen und Tempera mit italienischen Landschaften und nicht immer lokalisierbaren Bergwelten tritt ein durch und durch romantischer Maler in Erscheinung. Er zeichnet sich durch eine eher flächige, manchmal fast schon avantgardistisch anmutende, farblich sehr effektvolle Pinselführung aus. Personen und Gebäude sind nur Staffage. Schreiber führt vor Augen, wie klein und unbedeutend der Mensch und sein Werk, auch seine technischen Errungenschaften, vor der Kulisse einer großen, erhabenen Natur sind. Ein Gouachebild von 1871 - eine grandiose Berglandschaft, in deren Vordergrund ein kaum erkennbarer Dampfzug über ein hohes Viadukt fährt - könnte diese Botschaft nicht deutlicher zum Ausdruck bringen (Siehe das Bild in der Homepage in "Private Sammlungen"). Dementsprechend groß fällt der Kontrast beispielsweise zu Adolph Menzels "Berlin-Potsdamer Bahn" (1847) aus, die bei Menzel Bildmotiv und Titel zugleich ist. Zu diesem Eindruck tragen auch seine in freier Malweise ausgeführten starken Hell-Dunkel-Kontraste bei. Schreibers Landschaften bilden dabei nie - und insofern durchaus realistisch - Ansichtskartenidylle ab. Seine Gesamtkompositionen wirken durch ihr „Sfumato“, diese von Leonardo da Vinci (1452-1519) entwickelte Technik, Hintergründe wie Landschaften mit einem leicht milchig-durchsichtigen Lichtschleier zu überziehen und damit allem eine gewisse Weichheit zu verleihen, oft ein wenig entrückt und überhöht, manchmal geradezu mystisch, mitunter sogar fast elegisch. „Immer ist die Landschaft in ein geradezu imaginäres Licht getaucht“ formulierte es Barbara Ohm vom Geschichtsverein Fürth bei Eröffnung der Schreiber-Ausstellung am 19.04.2016.
Ausstellungen, auf denen auch Werke Schreibers zu sehen waren, kennen wir für das 19. Jahrhundert, wie oben ausgeführt, nur aus der Anfangszeit nach Rückkehr aus Italien 1842/1843. Mit dem Albrecht-Dürer-Verein ist keine Zusammenarbeit mehr feststellbar. Im 20. Jahrhundert sind Ausstellungen mehrfach in Nürnberg, vor allem von Seiten des Kunsthandels, und zwar vorwiegend mit Werken aus Privatbesitz dokumentiert. In Fürth wurden, soweit ich sehe, zuletzt 1984 in Schloss Burgfarrnbach Italienbilder Schreibers in der Ausstellung „Begegnung mit Italien“ gezeigt. Helmut Richter, der damalige Leiter des städtischen Museums Fürth, schrieb über Schreiber im Faltblatt zu dieser Ausstellung: „Seine Landschaften gefallen durch eine innere Leuchtkraft, die Gouachen und Gemälde in gleicher Weise auszeichnen; oder durch ein dramatisch gesetztes Licht als bewußtem Gegenpol zu bedrohlicher Düsternis.“[77] Eine Anspielung auf Schreibers Augenkrankheit ist im letzten Teil dieses Satzes m.E. nicht enthalten, da sich der Satz auf Schreibers Werk nach 1874 beziehen müsste. Bilder aus dieser Zeit nach 1874 waren jedoch 1984 nach der Ausstellungsliste nicht unter den sieben ausgestellten Werken.
Die letzte ausführlichere Würdigung von Schreibers italienischem Werk und der Zeit, in der er wirkte, findet sich im Jubiläumskatalog des Münchner Kunstsalons Franke-Schenk aus dem Jahre 2013. Die Würdigung ist auch online nachzulesen. Schreiber wird hier ganz der spätromantischen Maltradition zugeordnet, was für das italienische Segment seines Schaffens ganz besonders zutrifft[78].
Da manche der dokumentierten ca. 250 Bildtitel Schreibers in den letzten 20 Jahren von Auktionshäusern nicht nur in Auktionskatalogen, sondern auch im Internet angeboten wurden und auch verkaufte Bilder teilweise bis heute dort einsehbar sind, verlieh das Internet dem Künstler und seinem Werk erstmals eine vorher nicht gekannte, wenn auch von der Zahl her vergleichsweise bescheidene öffentliche Sichtbarkeit.
Neue Wege beschreitet das Sammlerehepaar Drahn mit den zahlreichen Werken in seinem Privatbesitz. Seine gesammelten und restaurierten Bilder und seine Neuerwerbungen stellt das Ehepaar sukzessive seit Anfang 2016 zusammen mit Bildern anderer Museen, wie beispielsweise der städtischen Sammlung Fürth und der Museen der Stadt Nürnberg, ins Internet bzw. in die für Schreiber eigens eingerichtete Homepage (www.peter-conrad-schreiber.de). Dies, um das Werk des Malers Peter Conrad Schreiber zu würdigen, seine Bilder, praktisch alle erstmals, einer interessierten Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich zu machen und Erläuterungen zur Seite zu stellen. Mit der erwähnten Homepage setzt das Sammlerehepaar für die Onlinestellung von Werken eines Malers neue Maßstäbe. Die Öffnung der Nürnberger und Fürther Depots zu diesem Zweck sind nicht hoch genug zu veranschlagen und ebenfalls beispielhaft. Zudem fand im April/Mai 2016 auf Initiative des Ehepaars Drahn in einer gemeinsamen Ausstellung mit dem Stadtarchiv Fürth eine Jubiläumsaustellung zum 200. Geburtstag des Künstlers im Schloss Burgfarrnbach statt. Der hier aktualisierte Aufsatz konnte rechtzeitig zur Ausstellungseröffnung fertiggestellt und in den Fürther Geschichtsblättern veröffentlicht werden. Es wäre zu wünschen, dass die damalige Ausstellung und diese Homepage einen Anstoß für eine kunsthistorische Aufarbeitung des Werks von Schreiber geben.

Abb.26: Fünfeckturm der Nürnberger Burg [26]

Abb.27: „Morgengebet in der Wüste“ [27]

Abb.28: Fels in grau [28]

Rätselhaft: Die Signatur „P. Schreiber“

Rätselhaft bleiben von der Motivpalette, vom Stil und von der Signatur her etwa ein Dutzend Bilder, die der Kunsthandel "P. C. Schreiber", also Peter Conrad Schreiber zuschreibt. Dazu gehören mehrere Nilszenen, die an Luxor erinnern, aber fantasievoll mit den Pyramiden von Gizeh kombiniert sind. Bekanntlich befinden sich die Pyramiden bei Kairo in der Wüste, weit weg vom Nil. Weiterhin gibt es mehrere Versionen einer Gebetsszene mit Beduinen in der Wüste, die nach Angaben des Kunsthandels bei der Ortschaft Biskra in Algerien entstanden sind (Abb. 26). Weitere Bilder ließen sich nennen. Schreiber selbst war nach allem, was oben dargelegt wurde, nie in Ägypten oder Nordafrika, obwohl dies bisweilen gerade wegen dieser Motive vermutet wird[79]. Der Stil unterscheidet sich ebenfalls. Rätselhaft ist auch die Signatur, denn die Gemälde sind durchweg statt mit dem üblichen „C. Schreiber“ mit einem bei ihm völlig unüblichen „P. Schreiber“ signiert. Der eher steif anmutende, fast druckschriftartige Namenszug „P. Schreiber“ entspricht von der Ausdehnung und Bewegungsrichtung der Schrift her auch überhaupt nicht Schreibers sehr schwungvoller Signatur, wie wir sie von seinen signierten Werken her kennen (Abb. 22). Es lässt sich nicht ausschließen, dass „P. Schreiber“ gar nicht der Fürther Peter Conrad Schreiber ist. Wer war er aber dann? Die einschlägigen Lexika helfen nicht weiter. Dass das Gizeh-Gemälde in der Version mit im flachen Nilwasser stehenden Fellachen um 1998 dem Vernehmen nach für 50.000$ den Besitzer gewechselt hat, macht die Frage nach der Identität „P. Schreibers“ keineswegs uninteressanter. Ob Schreiber vielleicht doch irgendwann einmal in Nordafrika und Ägypten war? Eine vage Andeutung Schreibers aus dem Jahre 1837 bleibt vorläufig ohne Antwort im Raume stehen. „Mitt Italien alleine bin ich nicht zufrieden. Über meinen Plan sollst Du im nächsten Brief mehr erfahren.“ schrieb er in seinem oben schon zitierten Brief vom 22. November 1837 an Freund Bellermann (Abb. B1). Dieser „nächste Brief“ müsste noch gefunden werden. Wann er diese Reise gemacht haben könnte, bleibt trotz dieser brieflichen Andeutung von 1837 in jedem Falle rätselhaft.

Was sagt das Werk Schreibers über den Menschen aus?

Aus Schreibers Werk lässt sich nur wenig Persönliches erschließen. So gibt es etwa auf die Frage, wie Schreiber menschlich und künstlerisch mit seinem Augenleiden umging, an dem er immerhin die letzten zwanzig Jahre seines Lebens litt, keine wirkliche Antwort, weil uns eine hinreichende Kenntnis seines Werks aus diesen Jahren fehlt. Der Nürnberger Stadtchronist würdigte jedenfalls auch 1894 noch in seinem Nachruf die „effektvolle koloristische Wirkung“ von Schreibers Bildern (siehe Dok. 5). Diese Farbigkeit korreliert durchaus mit einem der letzten bekannten sehr späten Bilder Schreibers, nämlich mit einem Bild aus dem Jahre 1892 - „Der Blick auf Rom mit dem Petersdom“ - das noch die gewohnt sichere Pinselführung und Farbwahrnehmung erkennen lässt. Der Leser mag sich selbst durch einen Blick auf das Bild überzeugen (Galerieseite 3).
Verrät Schreiber in seinen Bildern doch bisweilen Gefühle? Zumindest gibt es einige Bilder, in denen Schreiber tatsächlich einer Stimmungslage der „bedrohlichen Düsternis“, um Richters Wort aufzugreifen, Ausdruck verliehen zu haben scheint. Besonders bedrückend sind zwei leider undatierte Bilder in Familienbesitz, die genau diesen Eindruck vermitteln. So schickt Schreiber in dem einen der beiden Bilder eine graubraun kolorierte Felsschroffe wie einen Hilferuf in den gleichermaßen grauen Himmel (Abb. 28). Von dem anderen, fast gespenstisch anmutenden Bild, einer fast bis zur Unkenntlichkeit dunkelfarbig gestalteten Landschaft, wird der Titel „Wasserfall“ überliefert. Von Schreibers Strahlkraft, die so viele seiner Bilder auszeichnet, findet sich zumindest in diesen beiden Fällen keine Spur mehr, selbst wenn möglicherweise über die Jahre eine Firnisschicht die Bilder etwas nachgedunkelt haben sollte.
Verrät Schreiber manchmal Gefühle? Vielleicht in einem einzigen Fall! Schreiber, der nie Personen aus der Nähe gezeichnet, geschweige denn Porträts geschaffen hat, zeichnete 1836 im fernen Berlin seine Mutter Barbara, wohl aus der Erinnerung (Abb. 29). Allerdings nicht im direkten Porträt. Es ist eine Figurenstudie im sog. "verlorenen Profil". Der Fokus liegt, wenn auch sehr viel freier gemalt als im konventionellen Biedermeierporträt jener Zeit üblich, auf der biedermeierlich streng gescheitelten Frisur der sich mit dem Gesicht leicht abwendenden Mutter. Sie trägt einen kunstvoll geflochtenen Nackenknoten und eine verspielt wirkende Korkenzieherlocke am linken Ohr. Den schlanken, langen Hals ziert eine einfache Halskette. War die Zeichnung aus einem Anflug von Heimweh entstanden? Vermisste Schreiber seine Mutter? Wir wissen es nicht. Jedenfalls ist dieses Hüftbildnis das einzige porträtähnliche Bild einer Person, das, durch Familienüberlieferung dokumentiert, Schreiber sicher zugeschrieben werden kann.
Schließlich: War der Künstler ein nüchterner, vielleicht sogar ein eher unromantischer Mensch, obwohl er doch der Romantik zugerechnet wird? Nie zu einem Bild gereift ist eine Kohleskizze, die zu dieser Frage interessant wäre. Schreiber stellt zwei Maler dar, die an einer mächtigen Wurzel ruhen, aus der gleich zwei schattenspendende Bäume erwachsen sind. Er schildert nicht nur die Ruhe und Idylle des Platzes, den sich die beiden Freunde ausgesucht haben, sondern preist auch, so möchte man annehmen, ihre Freundschaft. Sie könnte gleichsam durch die sich aus einer einzigen Wurzel windenden Bäume versinnbildlicht sein. (Abb. 30). Ausgearbeitet hat Schreiber das Sujet der Natur als Spiegel der menschlichen Seele allerdings nie. Er versagt uns damit den gesuchten Blick in sein Inneres. Seine drei Briefe an Bellermann sind diesbezüglich viel aufschlussreicher, legen sie doch Zeugnis von einer sehr tief empfundenen Freundschaft ab, gerade von Seiten Schreibers.
Die Erklärung hierfür mag sein: Schreiber malte für andere. Künstler wie Schreiber erfüllten durch die Farbigkeit und dichte Atmosphäre ihrer Bilder das damals bei vielen Menschen virulente Bedürfnis nach gefühlsmäßigem Ausgleich zur rapide fortschreitenden Industrialisierung, die den Menschen vielfach überforderte. Darauf basierte auch der Erfolg der Romantiker. Bilder mit qualmenden Fabrikschloten und Eisenbahnen empfanden viele Betrachter als leer und profan. Das hatte man tagtäglich vor Augen. Peter Conrad Schreiber kann daher dem heutigen Betrachter mit seinen ganz eigenartigen, für ihn typischen Lichtstimmungen sehr authentisch diese Gefühlslage des 19. Jahrhunderts vermitteln. Letztlich ist auch uns die Romantik in einer mehr denn je nüchternen und sich rasch wandelnden Zeit immer noch näher als wir es biswellen wahrhaben wollen. Schreibers Bilder erfüllen damit damals wie heute eine Sehnsucht des Menschen nach der Erhabenheit und Größe der Natur, die Halt geben soll. Das macht Peter Conrad Schreiber so aktuell.

Abb.29: Katharina Barbara Schreiber (geb. Hüttner) [29]

Abb.30: „Zwei Freunde unter Baum“ [30]

Dok. Nr. 1 (Stadtarchiv Nürnberg: StadtAN C 7/II Nr. 10574, Blatt 19)

Protokollerklärung des Leiters der Nürnberger Kunstgewerbeschule, Albert Reindel, vom 2. Mai 1845 zur Frage des „gesicherten Nahrungsstands“ Schreibers gegenüber dem Magistrat der Stadt Nürnberg:

„Auf ergangene Ladung erschien der Director der Kunstschule Hr. Reindel von hier und gibt auf sachgemäßen Vorhalt an:
,Der Landschaftsmaler Peter Konrad Schreiber aus Fürth hat die Kunstgewerbeschule vom Monat Mai 1833 bis Juli 1834 anhaltend und mit dem besten Erfolg besucht, dann in Berlin, München und längere Zeit in Rom sein Fach mit dem lebhaftesten Eifer studiert, es durch ganz ausgezeichnetes Talent zu einem hohen Grade künstlerischer Virtuosität gebracht, so daß seine Gemälde im In- und Ausland bei Kennern und Liebhabern Achtung und Abnehmer zu Theil wird.
Die große Leichtigkeit, mit welcher er arbeitet, sein Ideenreichtum und seine unermüdste Stetigkeit würden ihn als Maler einzig und allein einen gesicherten Nahrungsstand verschaffen, wenn er auch auf jede andere Erwerbsquelle verzichten würde; dabei ist noch in Betracht zu bringen, daß er als der Einzige hier in seinem Fache angehenden jungen Künstlern, die sich demselben widmen wollen, von großem Nutzen sein und als Lehrer dienen kann; auch ist mir bekannt, dass C. Schreiber die von Nummer 1 bis 9 angeführten Gemälde, von welchen ich selbst eines ankaufte [Anm. Partie von Merano /siehe Dok. 3], im Jahr 1844 und 1845 gefertigt und um den bezeichneten Betrag von 829 Gulden verkauft hat und noch mehrere Gemälde desselben [Schreibers] bei verschiedenen Ausstellungen sich befinden, die den Werth von 1027 Gulden betragen, wie ich schon attestiert habe[...]'“

Dok. Nr. 2 (Stadtarchiv Nürnberg: StadtAN C 7/II Nr. 10574, Blatt 1-3)

Auszug aus dem „Protokoll über die Instruction des Ansässigmachungsgesuchs des Zeichnungslehrers und Landschaftsmalers Peter Conrad Schreiber aus Fürth als Insasse dahier [Nürnberg], abgehalten bei dem Magistrate der Stadt Nürnberg am 22. April 1845“:

„Obiger Bittsteller, welcher Willens ist, als Fürther Bürger dahier [in Nürnberg] sich niederzulassen u. mit der Magistrats-Sekretärstochter Elisabetha Kunigunda Friedericka Hommel aus Fürth sich zu verehelichen, erscheint und übergibt: [es folgt die Aufzählung von ca. 20 Unterlagen, die Schreiber für sich und seine Braut übergibt, u.a. Leumundszeugnisse]
[...] Zur Begründung seines Gesuchs trägt derselbe vor:
,Ich bin laut Ministerialreskripts bei dem hiesigen Gymnasium als Zeichungslehrer mit der etatsmäßigen Funktionsremuneration von 208 Gulden angestellt worden, worüber das Zeugnis des kgl. Studienrektorats vom 12ten des Monats vorliegt. Dabei bin ich Landschaftsmaler und kann meinen Verdienst als solchen jährlich auf 800 Gulden in Anschlag bringen.
Ich befand mich 4 Jahre zu Berlin und München und zweieinhalb Jahre zu Rom, woselbst ich mich blos meinem Studium widmete.
Über meine Leistungen in letzter Beziehung liegt ein Verzeichnis über mehrere unverkaufte Bilder vor, welche ich Hr. Direktor Reindel zur Ansicht vorlegte und der sie nicht minder würdigte als um 1027 Gulden, wie ich sie aufgestellt hatte. Das Zeugnis hierüber liegt vor [siehe Dok. 3].
Da ich auf diesen meinen Erwerb hin einen gesicherten Nahrungsstand begründen kann und noch mehr verdienen würde, wenn ich privat Unterricht ertheilen wollte, wozu ich jedoch die Zeit nicht habe, da ich mein Studium vorziehe, so bitte ich um die Aufnahme als Insasse und um eine Verehelichungsbewilligung mit der ledigen Magistrats-Sekretärsstochter Elisabetha Kunigundea Friedericka Hommel aus Fürth.
Bezüglich des Vermögens besitze ich den Werth von 1027 Gulden an Gemälden, wie schon dargethan, habe auch baares Geld zu Hause aufbewahrt und besitze mein Eigentum[...]
Gez. Peter Conrad Schreiber“

Dok. Nr. 3 (Stadtarchiv Nürnberg: StadtAN C 7/II Nr. 10574, Blatt 10)

Aufstellung vom Direktor der königlichen Kunstgewerbeschule zu Nürnberg, Albert Relndel, über unverkaufte Bilder und Studien von PeterConrad Schreiber vom 21. April 1845:

„Prof. P. Conrad Schreiber, Landschaftsmaler besitzt den unten angesetzten Werth an un verkauften Bildern auf auswärtigen Ausstellungen. Ferner an italienischen und deutschen Studien:

Sumpfparthie165 Gulden
Dooserbrücke[80]66 Gulden
Burg von Nürnberg110 Gulden
Parnassus150 Gulden
Civitella80 Gulden
Drei kleine neapolitane Bilder50 Gulden
[Zwischensumme]621 Gulden
Italienische Studien300 Gulden
Deutsche Studien100 Gulden
[Zwischensumme]400 Gulden
[Gesamtsumme]1027 Gulden

Daß oben verzeichnete, mir aus vielfältiger Ansicht genau bekannte Kunstgegenstände den angegebenen Kunstwerth wirklich haben und durchaus nicht zu hoch angesetzt sind, bezeugt Nürnberg, am 21. April 1845
A. Reindel Director der k. Kunstgewerbeschule“

Dok. Nr. 4 (Stadtarchiv Nürnberg: StadtAN C 7/II Nr. 10574, Blatt 17)

Auszug aus der zweiten Protokollerklärung Schreibers vom 30. April 1845 über seine Einkommensverhältnisse gegenüber dem Magistrat der Stadt Nürnberg:

„[...]Es erscheint der Zeichnungslehrer und Landschaftsmaler Peter Conrad Schreiber dahier und trägt vor:
,Da, wie ich erfahren habe, mir bei der am 29. d. Monats stattgehabten Sitzung des Armenpflegschaftsraths vorgenommenes Ansässigmachungs- und Verehelichungsgesuch wegen nicht zureichenden Erwerbs abgewiesen wurde[81] so erlaube ich mir, folgenden Vorschlag zu liefern und bitte, mein Gesuch nochmals in dieser Sitzung vorlegen zu lassen.
Fürs Erste liefere ich eine Übersicht von den Bildern, welche ich vom Jahre 1844 auf 1845 verkauft habe. Es sind dieses folgende:

1Golf von Neapel an den Postverwalter Engelhardt zu Fürth um 30 Gulden
2See von Albano an den Kunsthändler Koller zu München für 66 Gulden
3Carthäuser Kloster zu Nürnberg an den Kunstverein zu München um 110 Gulden
4Waldparthie aus dem Sabinergebirge an den Kunstverein dahier [Nürnberg] um 77 Gulden
5Parthie aus der Campagna di Roma an Herrn Partikuliar [Pensionär] Teufel dahier [Nürnberg] um 66 Gulden
6Parthie bei Aricca[82] an Herrn von Sauer zu München um 80 Gulden
7Parthie aus der Compagna di Roma an denselben um 60 Gulden
8Nürnberg mit Randbildern an den Kunsthändler Koller zu München um 230 Gulden
9Parthie bei Merano an Hr. Direktor Reindel dahier [Nürnberg] um 110 Gulden
Zusammen: 829 Gulden

Diese Gemälde habe ich richtig abgeliefert und die angegebene Summe dafür bekommen. Über die Ablieferungen habe ich keine Quittung in den Händen, weil viele Bestellungen auch mündlich abgemacht wurden, allein Hr. Director Reindel, auf welchen ich mich beziehen will, hat alle meine Bilder gesehen, selbst eines angekauft und weiß auch davon, daß ich sie an die bezeichneten Orte abgeliefert habe. Der Werth meiner jetzigen Bilder, welche auf auswärtigen Kunstaustellungen zum Verkauf sich befinden, ist schon dargethan und beträgt 1027 Gulden, deren Werth Hr. Director Reindel schon anerkannt hat. Dann habe ich zwei Schüler erhalten: nemlich Hr. Baron Lieutnant von Berkkmann und Herr Lieutnant von Mohr dahier, welche für 3 Stunden Unterricht in der Woche das monatliche Honorar von 8 Gulden bar zahlen.
Dieses zusammen und meine etatsmäßige Funktionsremuneration von 208 Gulden werden wohl auf einen gesicherten Nahrungsstand schließen lassen, zumal noch in Erwägung zu ziehen sein möchte, daß meine Braut in der Anfertigung von weiblichen Handarbeiten sehr geschickt ist und ein nicht unbeträchtliches [Lücke im Text: ergänze sinngemäß „Vermögen“] erwerben kann und ich noch dazu für sie in die Witwenkasse gegangen bin, damit sie ja nicht für ihre fernere Erziehung in Sorge zu sein braucht.
Schließlich erwähne ich noch den Umstand, daß ich auch bei meinen Schülern im hiesigen Gymnasium Privatunterricht ertheilen kann und mein Vater, der Gürtlermeister und ehemalige Magistratsrat Johann Christoph Schreiber zu Fürth ein vermögender Mann ist, von dem ich einmal Vermögen zu erwarten habe. Ich habe wohl noch 6 Geschwister, allein ich erlaube mir zu bemerken, daß mein Vater vor ungefähr 6 Jahren sein Anwesen zu Fürth ohne Hypotheksschuld um den Preis von 16.500 Gulden verkauft hat und überdies noch weiteres Vermögen besitzt.
Früher befand ich mich zu Berlin, München und Rom, wie schon dargethan ist, widmete mich blos meinem Studium und benütze erst seit einigen Jahren die mir gesammelten Studien zum Gelderwerb und darf mit Zuversicht hoffen, daß meine Einnahmen von Jahr zu Jahr mit meinen Leistungen und meinem Rufe sich steigern werden. Ich hoffe nunmehr auf Genehmigung meines Ansässigmachungs- und Verehelichungsgesuchs und bitte daher um gütige Willfahrung desselben[...]
Gez. P. Conrad Schreiber“

Dok. Nr. 5 (Stadtarchiv Nürnberg: StadtAN F 2 Nr. 15a, S. 519 f.)

Handschriftliche Chronik der Stadt Nürnberg: Nachruf auf Peter Conrad Schreiber vom 17.2.1894:

„Heute verstarb der Landschaftsmaler Konrad Schreiber von Nürnberg. Derselbe wurde am 11. August 1816 zu Fürth als der Sohn des dortigen Gürtlermeisters und Magistratsrates Schreiber geboren. Anfangs für das Graveurfach bestimmt, machte Konrad Schreiber nach in seiner Vaterstadt genossenem Schulunterricht die ersten künstlerischen Studien an der Nürnberger Kunstschule unter Direktor Albert Reindel. Später entschied sich Konrad Schreiber für die Landschaftsmalerei und bezog die kgl. Akademie der bildenden Künste zu Berlin. Nach vollendetem dortigem Studium begab er sich nach Italien, woselbst sein Aufenthalt 4 Jahre [Anm.: nur zweieinhalb Jahre!] währte. Außer verschiedenen Staffelbildern stammt aus dieser Zeit eine große Sammlung trefflicher Bleistiftstudien, die das königliche Museum [Anm.: 1845 Umbenennung in Altes Museum] in Berlin ankaufte. Nach Deutschland zurückgekehrt, machte sich Schreiber 1845 in Nürnberg ansässig und wurde bald darauf am hiesigen kgl. Gymnasium als Zeichenlehrer angestellt, welche Funktion er jahrzehntelang innehatte. Der Verstorbene fertigte auch eine große Anzahl größerer Tempera-Malereien, welche meist italienische Partien zur Anschauung bringen, die sich vor allem durch effektvolle koloristische Wirkung auszeichnen. Die letzten Arbeiten dieser Kunstgattung hatte Schreiber für das neue Brau- und Schanketablissement der hiesigen Firma Kurz (J.G.Reif) in Berlin hergestellt.“

Anmerkungen

[1] Siehe Pflug-Franken, Hans, Ein vergessener Fürther Landschaftsmaler Peter Konrad Schreiber, der Romantiker des Biedermeier, in: Fürther Heimatblätter, 1972, S.129f; Mümmler, Manfred, Fasziniert von der Landschaft (Heute vor 100 Jahren verstarb der aus Fürth stammende Kunstmaler Konrad Schreiber), Fürther Nachrichten vom 17.02. 1994.
Ich möchte an dieser Stelle vor allem Christof Neidiger vom Stadtarchiv Nürnberg, Gudrun Schneider vom Historischen Archiv der Akademie der Künste in Berlin und Barbara Ohm vom Geschichtsverein Fürth für die gewährte Unterstützung ganz herzlich danken, ebenso Thomas von Taschitzky, dem Kurator der Gemälde- und Skulpturensammlung des Angermuseums Erfurt für die Schreiber-Briefe an Ferdinand Bellermann, Andreas Curtius und Ludwig Sichelstiel von den Museen der Stadt Nürnberg für ihre stete Unterstützung und schließlich Horst Degenaar von der Universität Bremen.
[2] Johann Gottfried Eger, Taschen- und Addreß-Handbuch von Fürth, im Königreich Baiern, 1819, S. 17 sowie S. 43 und 45. Zur Änderung von Straßennamen und Hausnummer 1827: Mailmitteilung vom 11.2.2016 von Barbara Ohm. Unrichtig Pflug-Franken (Anm. 1), der die Hausnummer Königsstraße 114 ins Spiel bringt. Diese heutige Adresse entspricht dem Haus Nr. 276 in der alten Nürnberger Straße. Es ist also das Nachbarhaus zu Peter Conrad Schreibers Geburtshaus Nr.275.
[3] PrAdK 419, Akte Prüfungsklasse der Akademie der Künste vom Sept. 1835, Blatt 57.
[4] So Ulrike Möhlenbeck vom Archiv der Akademie der Künste in Berlin mit Email vom 29. April 2015.
[5] Bénézit, Emmanuel: Dictionnaire critique et documentaire des Peintres, Sculpteurs, Dessinateurs et Graveurs. Saint-Ouen (Seine) 1957, Band 7, S. 644. Zur Erläuterung des „Graveurs“ danke ich Frau Elke Schutt-Kehm vom Gutenberg-Museum in Mainz (Mail vom 17.11.2015).
[6] Fürther Adressbuch von 1819 (wie Anm. 2), S. 17.
[7] PrAdK 419, Akte Prüfungsklasse der Berliner Akademie der Künste vom Sept. 1835:, Blatt 57 (wie Anm. 3).
[8] Für diese und die Angaben weiter unten danke ich Thomas Schindler vom Fränkischen Freilandmuseum in Bad Windsheim (E-Mail vom 11.Mai 2015).
[9] Grieb, Manfred H. (Hg.), Nürnberger Künstlerlexikon, Bildende Künstler, Kunsthandwerker, Gelehrte, Sammler, Kulturschaffende und Mäzene vom 12. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, Band 3, München 2007, S. 1212. Zu Reindel siehe auch: Berninger, Ulrike, „...nach Modellen zeichnen und nach Zeichnungen modellieren...“ S. 82-91, in: 1662-1806 Die Frühzeit der Nürnberger Kunstakademie (Hgg. Henkel, Matthias und Kubach-Reutter, Ursula), Nürnberg 2012. Dort auch ein Öl-Bildnis von Albert Christoph Reindel, gemalt 1824 von Johann Dietrich Carl Kreul (1803-1867). Siehe Katalogteil S. 167 mit Erläuterungen S. 166.
[10] Siehe Erwähnung Reindels, der 1824 Ehrenmitglied der Münchner Akademie wurde, in: Online-Liste der Ehrenmitglieder der Akademie der Bildenden Künste in München: „Ehrenmitglieder adbk 1808-2014-1“.
[11] Zur Aufnahme Reindels in die Berliner Akademie 1841 siehe: Börsch-Supan, Helmut: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786-1850, 2 Bände und Registerband (Quellen und Schriften zur Bildenden Kunst 4), Berlin 1971, hier: Katalog der Berliner Akade mieausstellung 1842, Chronik für den Zeitraum Ende August 1840 bis September 1842, S.VI und S.VII. Im Folgenden zit.: Katalog der Berliner Akademieausstellung.
[12] Reindel kannte u.a. seit den 1820er Jahren den legendären Präsidenten der Berliner Akademie der Künste Johann Gottfried Schadow. Siehe hierzu: Schadow, Johann Gottfried, Kunstwerke und Kunstaussichten. Kommentierte Neuausgabe der Veröffentlichung von 1849, Götz Eckardt (Hg.).Berlin 1987. Band 1, S. 149f. Von Schadow stammt u.a. der Entwurf des Brandenburger Tors. Ein kurzer Lebenslauf zu Schadow in: Katalog der Berliner Akademieausstellung 1850 (wie Anm. 11), Chronik für den Zeitraum Ende März 1848 bis Anfang April 1850, S.VII und VIII.
[13] Der für Schreiber auch später so wichtige Albert Reindel war zu jener Zeit auch bereits Mitglied der Kaiserlichen Akademie zu Paris. Siehe Grieb (wie Anm. 9), S. 1212.
[14] PrAdK 419, Akte Prüfungsklasse der Akademie der Künste vom Sept. 1835, Blatt 57 (wie Anm. 3).
[15] Katalog der Berliner Akademieausstellung (wie Anm. 11) 1830, Chronik für den Zeitraum September 1828 bis September 1830, S.V.
[16] Ebenda.
[17] Katalog der Berliner Akademieausstellung (wie Anm. 11) 1836, Chronik für den Zeitraum Anfang September 1834 bis Anfang September 1836, S. IX.
[18] Katalog der Berliner Akademieausstellung (wie Anm. 11) 1838, Chronik für den Zeitraum Anfang September 1836 bis Anfang September 1838, S. VIII.
[19] Zur Jubelfeier 1696-1896, Kgl. Akad. Hochschule für die Bildenden Künste zu Berlin, Werner von Wagner, Berlin 1896, S. 86. Zit.: Jubelfeier.
[20] Müller, Katrin Bettina, Der brave Romantiker. Eine Ausstellung über den Landschaftsmaler A.W.F. Schirmer, Der [Berliner] Tagesspiegel vom 04.Juni 1996, S. 16.
[21] PrAdK 422, Akte Berichte etc. über die Landschafts-Zeichnen- und Malklasse, 1815-1867, hier: Berichte von Blechen über seine Schüler von 1831-1836, Blatt 43f. und Blatt 47f. Hierzu sei besonders erwähnt der entsprechende Hinweis von Gudrun Schneider in ihrer E-Mail vom 26.März 2015.
[22] Graf Raczynski, Athanasius, Geschichte der Neueren Deutschen Kunst, 3 Bände, Berlin 1836-1841. Bd. 3 (1841), S. 105. Zit.: Graf Raczynski, Band 3 (1841).
[23] Katalog der Berliner Akademieausstellung (wie Anm. 11) 1836, Chronik für den Zeitraum Anfang September 1835 bis Anfang September 1836, S.VI.
[24] Katalog der Berliner Akademieausstellung (wie Anm. 11) 1840, Chronik für den Zeitraum von Ende August 1839 bis Ende August 1840, S.V und VI.
[25] Sprecher, Eva, August Wilhelm Ferdinand Schirmer, in: Ausstellungskatalog Berlin 1996, August Wilhelm Ferdinand SCHIRMER (1802-1866), Ein Berliner Landschaftsmaler aus dem Umkreis Karl Friedrich Schinkels, Hrg. Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Berlin-Brandenburg 1966, S.9-18. Zit.: Sprecher, Schirmer-Katalog. Die Ausführungen Bellermanns zum Schirmer-Atelier in: Kai-Uwe Schierz und Thomas von Taschitzki (Hgg.), Beobachtung und Ideal, Ferdinand Bellermann, ein Maler aus dem Kreis um Humboldt. Ein Katalog zum 200.Geburtstag von Ferdinand Bellermann, Angermuseum Erfurt. Erfurt 2014: Autobiographisches Manuskript von Ferdinand Bellermann über die Jahre 1814-1839 (in Auszügen), S. 251-259, hier S. 257.
[26] Graf Raczynski, Band 3 (1841), wie Anm. 22, S. 105.
[27] Grieb (wie Anm. 9), S. 1380. Zink, Fritz, Der benennbare Fernblick-Landschaft, Jahrbuch für fränkische Landesforschung, Band 47 (1987), S. 221/222.
[28] Siehe Sprecher, Katalog Schirmer von 1996 (wie Anm. 25), S. 15.
[29] Ebenda.
[30] Sprecher, Schirmer-Katalog, S.12 (wie Anm. 25); Jubelfeier (wie Anm. 19), S. 87.
[31] Schreiben an mich vom 30.03.2015 von Eva Wollschläger, geb. Sprecher.
[32] Schreiben an mich vom 25.10.1996 von Eva Sprecher.
[33] Graf Raczynski, Band 3, S. 389 (wie Anm. 22); Börsch Supan, Registerband (siehe Anm. 11), Einleitung, S.8.
[34] Zur erstmaligen Teilnahme Schreibers 1836 an einer Akademieausstellung siehe: Katalog der Berliner Akademieausstellung (wie Anm. 11) 1836: „Conrad Schreiber, aus Fürth bei Nürnberg, Schüler des Malers Hrn. Schirmer, Landsbergerstr. 13 [Schreibers erste Berliner Wohnadressej - Kat. Nr. 854. - Eine Mühle im Harz † “Die mit einem Kreuze bezeichneten Kunstwerke waren verkäuflich; wo nicht das Gegenteil vermerkt war, war die Maltechnik der eingereichten Gemälde Öl auf Leinwand. Die Teilnahme Schreibers ist in der Literatur erwähnt bei: von Boetticher, Friedrich: Malwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte, Zweiter Band. Teil II. Dresden, 1898, S. 652: „Berl. ak. KA 36. Im Weiteren zit.: Boetticher. Durchweg richtig Ulrich Thieme, Felix Becker, Hans Vollmer, Allgemeines Lexikon der bildenden Künste von der Antike bis zur Gegenwart, Leipzig 1907-1950, Band 30, 1936, S. 652. Im Weiteren zit. Thieme-Becker.
[35] Zur zweiten Teilnahme Schreibers an einer Akademieausstellung (1838) siehe: Katalog der Berliner Akademieausstellung (wie Anm. 11) 1838 vom 16. Sept. bis etwa Ende Okt. 1838: „Conrad Schreiber, aus Fürth bei Nürnberg, Schüler von Schirmer, Landsbergerstr. 10A [Schreibers neue Berliner Wohnadresse] Kat. Nr. 735. Der Blocksberg, nach Göthes Faust, † und Kat. Nr. 735. - Ruine im Harz, † “ Zur letztmaligen Teilnahme Schreibers 1839 siehe: Katalog der Berliner Akademieausstellung (wie Anm.11) 1839 vom 15.Sept. bis Ende Okt. 1839]: „Conrad Schreiber, aus Fürth bei Nürnberg, Schüler d. Hrn. Schirmer. [keine Berliner Wohnadresse mehr] Kat. Nr. 778. Eine Fischerhütte in der Mark. f und Kat. Nr. 779. - Die Wolfsschlucht bei Buckow. † “ Bei Boetticher (wie Anm. 34) ist Schreibers Teilnahme 1838 und 1839 Jeweils als „Berl. ak. KA. 38“ bzw. als „Berl. ak. KA.39“ erwähnt. Siehe auch Thieme-Becker (wie Anm. 34), S. 652.
[36] Nagler, G.K., Neues allgemeines Künstler-Lexicon. Siebzehnter Band. München 1846, 2. Aufl. Linz 1910, S. 14 (zit.: Nagler, Künstler-Lexicon) nennt fälschlicherweise 1835 als Ausstellungsjahr. 1838 ist richtig, wie sich aus dem Zusammenhang auch aus den von Nagler selbst genannten Bildern und einem Vergleich mit dem Ausstellungskatalog von 1838 ergibt. Siehe auch die Angaben von Boetticher (wie Anm. 34) in Anm. 34 und 35. Richtig auch Thieme-Becker (wie Anm. 34), S. 652.
[37] Jubelfeier (wie Anm. 19), S. 86.
[38] Erling, Katharina, „Alles ist luftiger und leichter, als das bisherige, es drängt sich alles zur Landschaft“. Ölskizzen der deutschen Romantik in der Kunsthalle Bremen, in: Ausstellungs-Katalog „Lass Dich von der Natur anwehen“ Landschaftszeichnung der Romantik und Gegenwart, Kunsthalle Bremen, 2013. S. 33-59, hier: S.34.
[39] So auch Katharina Erling (siehe Anm. 38) in einer Mail vom 27.10.2015.
[40] Zu Ferdinand Bellermann in der Kunstgeschichte: Weissgärber, Helga (Hg.), Ferdinand Bellmann, (1814-1889). Ein Berliner Maler aus der Ära Alexander von Humboldts. In: Katalog Sammlung Berlin 1987, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett und Nationalgalerie (Berlin-Ost), Berlin 1987. Kai-Uwe Schierz und Thomas von Taschitzki (Hgg.), Beobachtung und Ideal, Ferdinand Bellermann, ein Maler aus dem Kreis um Humboldt (wie Anm. 25). Die nachfolgenden Tagebucheintragungen zur Harzreise mit Schreiber siehe: ebenda Katalog 2014, S.254-256 und 312/313. Zur Benennung eines „Beauftragten“ siehe: Katalog der Berliner Akademieausstellung (wie Anm. 11) 1839, Chronik für den Zeitraum Ende August 1838 bis Ende August 1839, S. XIII.
[41] Nagler, Künstler-Lexicon (wie Anm.36), S. 14.
[42] Althaus, Karin, in einer Email vom 30. April 2015.
[43] Rott, Herbert, in einer Email vom 2. April 2015.
[44] Nagler, Künstler-Lexicon (wie Anm. 36), S. 14. Noack, Friedrich, Das Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters, Stuttgart 1927, 2 Bände. Zur Erwähnung Schreibers im Register der Personennamen von Deutschen in Rom, siehe: Zweiter Band, S. 53 ff. mit Erwähnung Schreibers auf S. 538 mit falschem Tagesdatum seines Todes (19.2. statt 17.2.): „Schreiber, Peter Konr., Maler, *1816 Fürth, † 19.2.1894; in R. um 1840.“ Auf die Existenz der Bleistiftzeichnung „Ponte Rotto a Roma“ aus dem Jahre 1839 wies Frau Lydia Dorn vom Berliner Kupferstichkabinett mit Mail vom 9.10.2015 hin. Auch eine Inaugenscheinnahme vor Ort bestätigte dies. Eine Auswertung weiterer Zeichnungen ohne Datierung steht noch aus.
[45] Hierzu sowie zu den Wanderzielen der deutschen Künstler ausführlich: Buschhoff, Anne, „Lass Dich von der Natur anwehen“, Landschaftszeichnung der Romantik in der Sammlung der Bremer Kunsthalle, in: Aussteilungs -Katalog „Lass Dich von der Natur anwehen“, Landschaftszeichnung der Romantik und Gegenwart, Kunsthalle, Bremen, 2013, S. 8-33, S. 16.
[46] Vgl. Noack in Band 1 zu den Landschaftsmalern (wie Anm. 44), S. 478-485.
[47] So Prof. Guiseppe Rolandi in einer ausführlichen Mail vom 25. Mai 2015. Zur Augenzeugenschaft Schreibers auch: NN, Ein altes Fürther Gemälde, Der Ausbruch des Vesuv, Fürther Tagblatt vom 4.7.1935.
[48] Zum Zeitungsausschnitt von 1841 siehe auch diesen Link (Hinweis von Robert Drahn). Zur Wohnadresse von Peter Conrad Schreiber in Nürnberg: Mailauskunft von Christof Neidiger, Stadtarchiv Nürnberg, vom 16. Oktober 2013, zur Wohnadresse Schreibers.
[49] Mail-Auskunft von Andreas Claudius von den Kunstsammlungen der Museen der Stadt Nürnberg vom 17. April 2015.
[50] Mailauskunft von Christof Neidiger vom 16.10.2013 (wie Anm.48): Laut Einwohnerregister (C 21/III Nr. 110_117, Zeitraum 1822-1865) war Schreiber für kurze Zeit am „9./2.43 abgrst.“, also abgereist.
[51] Siehe hierzu H.K.:Peter Conrad Schreiber (1816 Fürth 1894 Nürnberg). Blick auf Cap Misenum und Capri, S. 166-170. In: Schenk, Rolf / Franke-Schenk, Catherine (Hgg.), Hundert Jahre mit der Kunst. 1913 bis 2013. Jubiläumsausstellung Kunstsalon Franke-Schenk, Katalog-Nr. 23, Bd. II. München 2013. Online-Fassung: Jubiläumskatalog II.
[52] Mayer, Friedrich, Wanderungen durch das Pegnitzthal, Nürnberg 1844, S. 90.
[53] Nagler, G.K.: Neues allgemeines Künstler-Lexicon. Siebzehnter Band. München 1846, 2. Aufl. Linz 1910, S. 14.
[54] Dass der gebürtige Fürther Christoph Johann Schreiber um 1783 zur Welt kam, erschloss sich bereits bisher aus diversen Gesellenbriefen, die Johann Christoph Schreiber in den Jahren 1803-1805 ausgestellt wurden. Siehe hierzu: Stadtarchiv Fürth Fach 18a, S 348. Aus einem jetzt gefundenen Randvermerk auf dem Trauungseintrags von 1807 geht hervor, dass der Bräutigam Johann Christoph Schreiber am 16.06.1783 in Fürth (Nr. 234 S. 599) geboren wurde. Siehe PfA Fürth-St.Michael KB 9.5.0001 - 321 44, 1807 S. 183 Nr. 36
[55] Schreiben von OStD a.D. Fritz vom 27.10.1998 mit den einschlägigen Seiten des Jahresberichts. Ich danke auch Frau Cornelia Hentschler von der Bibliothek des Melanchthon-Gymnasiums in Nürnberg für ihre Auskünfte.
[56] Frau Dr. Hopfenmüller, Bay HStA, Schreiben vom 16.03.2015 AZ. A II-5051.5-450/1/7.
[57] Hierzu aufschlussreich ist der Jahresbericht des Melanchthon-Gymnasiums zum 400jährigen Gründungsjubiläum der Schule 1976, S. 82f. So auch Mail von Frau Hentschler vom 4.5.2015 (wie Anm.55).
[58] Ein Eintrag zum Personalakt eines Konrad Schreiber findet sich im erhaltenen Repetitorium zu den im letzten Krieg einem Bombenangriff zum Opfer gefallenen Akten des Kultusministeriums. So Frau Dr. Annelie Hopfenmüller in ihrem Schreiben vom 05.2.2015 - AZ. A II-5051.5-450/1/3). Bei der dort angegebenen Jahreszahl 1840 (Frau Dr. Annelie Hopfenmüller in Schreiben vom 05.2.2015 - AZ. A II-5051.5-450/1/3) bedeutet dies: Peter Conrad Schreiber war zwar, wenn mit dem Genannten identisch, noch in Italien, konnte sich jedoch von dort aus um eine Stelle beworben haben.
[59] Zur Vita des Vaters und der Straßenbenennung „zu seinem Gedächtnis“ siehe ausführlich: „Ein alter Fürther Bürger“ in: „Nordbayerischer Zeitung vom 20.3.1936 sowie Stadtarchiv Fürth, AGr.6/169 (frdl. Hinweis von Barbara Ohm in Mail vom 21.5.2015). Zum genauen Geburtsdatum siehe oben Anm. 54. Johann Christoph Schreiber starb am 27.04.1859. Er wurde am 30.04.1859 als Privatier und Witwer, wohnhaft in Fürth Haus-Nr. 262, im Alter von 75 Jahren 10 Monaten und 10 Tagen von Pfarrer Seifert bestattet (PfA Fürth-St. Michael KB 9.5.0001 – 321 – 67, 1859 S. 161 Nr. 169). Zur frühen Datierung des Fotos: Mail von Christine Kühn vom 4.11.2015 (wissenschaftliche Mitarbeiterin, Sammlung Fotografie, Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz): es handelt sich danach bei dem Porträtfoto möglicherweise um einen Salzpapierabzug. Diese Technik sei typisch für die Zeit zwischen 1840 und 1865 gewesen. Somit könne die Aufnahme tatsächlich 1853, im Jahr der Ordensverleihung an Schreiber, gemacht worden sein, wie Kühn feststellt. Das Bild muss jedenfalls zwischen 1853 und 1859, dem Todesjahr, aufgenommen worden sein und war damit auch eine für die Geschichte der Fotografie relativ frühe Aufnahme.
[60] Gemäß Mail von Christof Neidiger vom 13.11.2013, Stadtarchiv Nürnberg: C 21/II Nr. 226, S. 60, Eintrag 321; Geburt der Tochter siehe ebenda: C 21/II Nr. 222, S. 122, Eintrag 122.
[61] Gemäß Mail von Christof Neidiger vom 31.11.2013 zum Tod der Tochter siehe Stadtarchiv Nürnberg: C 21/ II Nr. 228, S. 104, Eintrag 23; zum Tod der Frau: ebenda: C 21/II Nr. 226, S. 60, Eintrag 321.
[62] Grieb, Manfred H. (Hg.), Nürnberger Künstlerlexikon, Bildende Künstler, Kunsthandwerker, Gelehrte, Sammler, Kulturschaffende und Mäzene vom 12. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, 4 Bände, hier: Band 3 (Pf-Z), München 2007, S. 1380.
[63] Mailmitteilung von Christof Neidiger vom Stadtarchiv Nürnberg vom 22. Mai 2015: Stadtarchiv Nürnberg C 21/II Nr. 226, S. 81, Eintrag 441. Siehe auch das „Vollständige AdreßBuch“ der Stadt Nürnberg von 1846, das alphabetisch nach Familiennamen geordnet ist und den Einwohnerstand von 1845 wiedergibt.
[64] Peter Assion, Walldürn in alten Ansichten, Zaltbommel/Niederlande 1993. Siehe Einleitung (ohne Seitenzahl).
[65] Vogel von Vogelstein: Bildnis Conrad Schreiber, Inventar C 3407 (Negativ 20 648), Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden. Zur Porträtsammlung in Dresden: Weinrautner, Ina, Die Sammlung von Porträts von Carl Christian Vogel von Vogelstein in Dresden. Magisterarbeit der Universität Bonn, 1990, insbes. S. 77 und 78.
[66] Weinrautner (wie Anm. 65), S. 4.
[67] Wenn eine Zeichnung nicht von Vogel von Vogelstein gefertigt war, wurde dies im Katalog von Singer verzeichnet, was hier nicht der Fall ist. Siehe: Singer, Hans W., Katalog der Bildniszeichnungen des königlichen Kupferstichkabinetts zu Dresden, Dresden 1911. Dort gibt es keine Benennung eines anderen Porträtisten. Dies bestätigte auch nochmals Angela Rietschel vom Dresdner Kupferstichkabinett in einer Mail vom 21. April 2015.
[68] Weinrautner (wie Anm. 65), S. 29f.
[69] Siehe den einschlägigen Jahresbericht der Schule (wie Anm. 55).
[70] Christof Neidiger mit Mail vom 16.10.2013: Stadtarchiv Nürnberg, (Stadtarchiv Nürnberg C 21/III Nr. 279_067).
[71] Grieb (wie Anm. 62), S. 1380; Edith Luther vom Archiv Faber-Castell konnte in der Schwarzenbrucker Chronik nur die Namen der ausführenden Zimmermaler, nicht den Namen Schreibers feststellen (Mail vom 9.1.2014). Der Nachlass von Grieb, der möglicherweise Aufschluss geben könnte, befindet sich zwar zwischenzeitlich im Stadtarchiv Nürnberg (Bestand E 10/156), ist Jedoch noch nicht inhaltlich verzeichnet. Wann dies erfolgen wird, ist noch nicht absehbar (Mail von Christof Neidiger vom 2. März 2015). Die Deckengemälde, die um 1885-1887 aufgebracht wurden, gibt es allerdings nur noch - kaum erkennbar - auf schwarz-weißen Fotoaufnahmen. Die Fresken müssen bei Renovierungsarbeiten in den 30er Jahren übermalt worden sein. Zu Rothbart ebenfalls Grieb (wie Anm. 62), S. 1275; zu Geißler siehe ebenda, Band 1 (A-G), S. 458; zu Böhmländer (das Bild ist in Besitz des Sammlerehepaars Drahn, von dem ich auch den Hinweis habe) ebenda. Band 1, S. 154f.
[72] Zum Sterbeeintrag siehe: Stadtarchiv Nürnberg C 27/II Nr. 378, Eintrag 441. Christof Neidiger, Mail vom 13.11.2013.
[73] Zum Eintrag in die Stadtchronik siehe: Stadtarchiv Nürnberg F 2 Nr. 15a, S. 519f. Christof Neidiger, Mail vom 2.3.2015.
[74] Ich danke Barbara Ohm für die Durchsicht der Fürther Presse.
[75] Zu den Sterbeeinträgen in der Tagespresse: Christof Neidiger in Mail vom 2.3.2015; Übermittlung der Dateien von Traueranzeige und Danksagung der Familie und Stadtchronik von Monika Wiedeking mit Mail vom 5.5.2015.
[76] Stadtarchiv Nürnberg C 41/II: Die nach Namen sortierte Sterbekartei der Friedhofsverwaltung setzt erst 1914 ein. Daher lässt sich die Lage des Grabes nicht mehr feststellen. So Christof Neidiger mit Mail vom 13.11.2013 und erneut ausführlich in Mail vom 2.3.2015.
[77] Helmut Richter, Ausstellungsprospekt: „Begegnung mit Italien. ITALIENISCHE ANSICHTEN“, Städtische Sammlungen Fürth, Schloß Burgfarrnbach, Ausstellung vom 24.5.1984-1.7.1984.
[78] Zu Fürth vgl. Helmut Richter (wie Anm. 77), ebenda. Zur Würdigung durch Franke-Schenk (wie Anm. 51), siehe S. 166-170; ähnlich auch Ludwig Sichelstiel zu den italienischen Werken Schreibers, Museen der Stadt Nürnberg, Kunstsammlungen, Graphische Sammlung, in einer Mail vom 5.10.2015.
[79] Franke-Schenk (wie Anm. 51), S. 167.
[80] Die Zusammenziehung Dooserbrücke (zwischen Nürnberg und Fürth) statt korrekt Dooser Brücke entspricht einer regional üblichen Ausdrucksweise. So Hinweis von Andreas Curtius von den Museen der Stadt Nürnberg, Kunstsammlungen.
[81] Wortlaut des erwähnten Beschlusses des Armenpflegschaftsraths, Nürnberg, den 20. April 1845: „Solange weder Schreiber einen größeren gesicherten Erwerb noch seine Braut einen zureichenden und ebenfalls gesicherten Nebenerwerb ausgewiesen hat, kann man sich für dieses Gesuch nicht erklären.“ Stadtarchiv Nürnberg C 7/II Nr. 10574, Blatt 1.
[82] Wohl die Stadt Ariccia südlich von Rom, so Christof Neidiger.

Bildnachweis

[1] Im Vordergrund: die ehemalige Brauerei Timmich und spätere Braustätte der Brauerei Mailaender; rechterhand ein Blick in die alte Nürnberger Straße, ab 1827 in Königstraße umbenannt; rot markiert: die Ecke des Geburtshauses Peter Conrad Schreibers, das aus der Häuserfront heraussteht. Das gesamte Viertel einschließlich Geburtshaus von Schreiber wurde 1901 im Zuge der Errichtung des neuen Stadttheaters abgerissen. Bildnachweis: Stadtarchiv Fürth.
[2] Albert Christoph Reindel, Direktor der königlichen Kunstgewerbeschule zu Nürnberg und Förderer Schreibers. Die Zeichnung aus dem Jahre 1825 stammt von Carl Christian Vogel von Vogelstein. Bildnachweis: Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden. Fotograf: Herbert Boswank.
[3] Der Eingangsbereich der Akademie der Künste „Unter den Linden“, wie sie auch zu Schreibers Zeit aussah. Das Gebäude wurde 1908 abgerissen. Bildnachweis: Wikipedia (Gemeinfrei). Aufnahme von Albrecht Meydenbauer 1908. Archiv der Universität der Künste.
[4] August Wilhelm Schirmer war Schreibers Lehrer, Förderer und Mentor in den Berliner Jahren 1835-1837. In den Katalogen der Akademie der Künste war Schirmer bei den Ausstellungsstücken Schreibers von 1836 bis 1839 jeweils als Lehrer Schreibers angegeben. Bildnachweis: Kupferstichkabinett. Staatliche Museen zu Berlin. Fotograf ist Jörg P. Anders.
[5] „Walpurgisnacht im Harz“ wird dieses Bild im Bestand des Archivs Fürth genannt. Dass es mit dem im Akademiekatalog von 1838 genannten Bild „Der Blocksberg nach Göthe’s Faust“ identisch ist, ist wahrscheinlich. Bildnachweis: Städtische Sammlungen des Archivs Fürth. Signatur X 853.
[6] „Wolfsrudel bei der Hirschjagd“ – eine Lithografie, die wohl von fremder Hand mit „ C. Schreiber“ signiert und mit „1835“ datiert ist. Die Lithografie ist damit die früheste bekannte Arbeit Schreibers, wohl bereits aus seiner Berliner Zeit. Bildnachweis: Privatbesitz.
[7] Das Original war eine mit Kohlestift gezeichnete, nicht signierte, aber wohl von fremder Hand mit „1836“ datierte Studie einer Baumwurzel. Sie könnte im Unterricht bei August Wilhelm Schirmer in Berlin entstanden sein. Erhalten ist nur noch eine Fotoaufnahme vom Original. Der Fotograf war wohl der Sohn des Malers, Georg Schreiber. Bildnachweis: Familienbesitz.
[8] Die Lithografie von Theodor Rothbarth um 1850 wurde auf der Grundlage eines von Schreiber gezeichneten Panoramablicks des vorindustriellen Nürnbergs gefertigt. Im Zentrum die Kaiserburg, die von Schreiber mehrfach in Öl gemalt wurde, jedoch in keiner Ausfertigung mehr erhalten ist. Bildnachweis: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg. Kupferstichkabinett. Graphische Sammlung. Inventarnummer: K 23363, Kapsel 1057a.
[9] Italienische Gebirgslandschaft mit Bergturm. Unten links signiert und datiert: C. Schreiber, 1875. Berge lösten im damaligen Betrachter zwiespältige Gefühle aus: man empfand sie als bedrohlich und erhaben zugleich. Diesen Zwiespalt der Gefühle nutzt der Maler. Bildnachweis: Privatbesitz.
[10] Schreiber war schon bei seinem ersten Kurzaufenthalt 1837 in München vom Werk Carl Rottmanns besonders beeindruckt. Besonders das Ölgemälde „Italienische Landschaft“ von Schreiber, datiert mit 1842, zeugt vom starken Nachhall, den das Werk Rottmanns auf Schreiber hatte. Bildnachweis: Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München, Inventarnummer: G 6419.
[11] „Ponte Rotto a Roma“ ist eine eigenhändig von Schreiber mit Tusche so benannte Bleistiftskizze. Darunter von fremder Hand mit Bleistift: „Il ponte rotto 1839“. Wenn die Datierung zutrifft, dann ist dies die früheste bekannte Skizze Schreibers nach Ankunft in Rom im Frühjahr 1839. Bildnachweis: Kupferstichkabinett. Staatliche Museen zu Berlin.
[12] Die Rom-Karte zeigt Orte und Landschaften, die Schreiber ausweislich seiner Bilder von Rom aus aufgesucht hat. Bei den nicht namentlich bezeichneten „Sabinerbergen“ handelt es sich um ein besonders beliebtes Ziel der Deutschrömer: Die Sabinerberge bestehen aus mehreren auf der Karte eingezeichneten Gebirgszüge im Osten Roms, u.a. den Mammellen (Monti Ruffi), den Monti Ernici (Hernikerberge), den Monti Affilani und Monti Prenestini. Bildnachweis: Heike Boschmann, Computerkartographie Carrle, München.
[13] Foto vom Haus Nr. 107 in der Via della Vita in Rom, wo der Künstler von 1839-1841 gewohnt hat. Bildnachweis: Privatbesitz.
[14] Das von Schreiber signierte Foto der undatierten Original-Kohlezeichnung zeigt die Ruine eines römischen Aquädukts in der „Campagna di Roma“. Die Zeichnung ist ein Beispiel dafür, wie eine Skizze der Vorentwurf zu einem Ölgemälde sein kann (siehe Abb. 14). Auch dieser Vorentwurf kann im Original durchaus die Ausmaße des Endprodukts, also die Maße 109 x 148cm, gehabt haben. Auch von dieser Skizze ist nur noch eine Fotoaufnahme vom Original erhalten, wohl ebenfalls vom Sohn des Malers, Georg Schreiber, aufgenommen. Bildnachweis: Familienbesitz.
[15] „Abendstimmung in der römischen Campagna“ in Öl mit dem von Schreiber schon in der Kohlezeichnung (Abb. 13) vorskizzierten römischen Aquädukt. Datiert und signiert links unten mit „C. Schreiber 1865“. Bildnachweis: Van Ham Kunstauktionen. Foto: Saša Fuis.
[16] Das undatierte und unsignierte Gouache-Bild, auf dem Rahmenrückendeckel zeitgenössisch mit „Golf von Baja“ bezeichnet, zeigt das von Schreiber öfters gezeichnete nordwestliche Panorama des Golfs von Neapel , der sich von Pozzuoli bis Kap Misenum erstreckt. Im Hintergrund die Inseln Proccida und Capri. Siehe Neapel-Karte in folgender Abbildung. Das Bild ist eine typische Gouache-Landschaft Schreibers: mit einer eher flächigen Pinselführung ohne Ausformulierung von architektonischen Details, bedacht auf größtmögliche Wirkung der in hellen Farben dargestellten Landschaft. Über den schroff aus dem Wasser ragenden Inseln liegt ein fast imaginärer Schleier. Die Gesamtkomposition wirkt dadurch oft etwas entrückt und überhöht“. Bildnachweis: Privatbesitz.
[17] Die Neapel-Karte zeigt u.a. Capri, den Vesuv und die Stadt Baja, die dem Golf den Namen gegeben hat (siehe das Bild in Abb. 15). Bildnachweis: Heike Boschmann, Computerkartographie Carrle, München.
[18] Schreiber konnte Augenzeuge des Ausbruchs des Vesuvs nur im Herbst 1841, im sog.“ 11. Eruptionszyklus“ des Vulkans, gewesen sein. Bildnachweis: Städtische Sammlungen Archiv Fürth Sign. X 861.
[19] Das undatierte Foto zeigt Christoph Johann Schreiber (1783-1886) mit der „Goldenen Medaille des Civilverdienstordens der bayerischen Krone“, die ihm am 15.4.1853, kurz vor seinem 70. Geburtstag, für seine Verdienste um Fürth verliehen wurde. Das Foto ist wohl ein Salzpapierabdruck. Diese Technik, die durch ihren Braunstich auffällt, war zwischen 1840 und 1865 üblich, so dass das Foto durchaus 1853 nach der Ordensverleihung aufgenommen worden sein könnte. Bildnachweis: Familienbesitz.
[20] Das undatierte Foto zeigt die zweite Frau von Peter Conrad Schreiber, Elise Schreiber, geb. Krieg. Die Heirat fand im Juli 1847 in Nürnberg in der St. Sebaldus-Kirche statt. Aus der fast 40jährigen Ehe gingen sechs Kinder hervor. Bildnachweis: Familienbesitz.
[21] Die Zeichnung von Vogel von Vogelstein zeigt einen schlanken und elegant im Stil der Zeit gekleideten Schreiber im Juli 1851. Bildnachweis: Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden.
[22] Das eigenhändige Signum Peter Conrad Schreibers mit Geburtsort und Geburtsdatum. Geburtsort und -datum und Unterschrift des Porträtierten sollen den Dokumentarcharakter des Porträts (Abb. 20) betonen. Bildnachweis: Ausschnitt aus der vorhergehenden Abbildung 20.
[23] Peter Conrad Schreiber ähnelt auf diesem Foto noch dem Porträtbild, das Vogel von Vogelstein von ihm 1851 gefertigt hat. Das Foto ist undatiert, könnte aber um 1870 aufgenommen worden sein. Bildnachweis: Familienbesitz.
[24] Auf diesem ebenfalls undatierten Foto um 1880 wirkt Schreiber verändert: herausfordernder, selbstbewusster, aber auch finsterer als auf den beiden früheren Abbildungen. Bildnachweis: Familienbesitz.
[25] Die Todesanzeige der Familie Schreiber - damals noch nicht so üblich wie heute - zeugt ebenso wie die sechsspännige Überführung des Leichnams zum (heutigen West-) Friedhof vom herausgehobenen Stand und Ansehen Schreibers in Nürnberg. Ebenso der Eintrag des Chronisten der Stadt Nürnberg am Todestag zu Leben und Werk Schreibers (Dok.5). Bildnachweis der Todesanzeige: Fränkischer Kurier, 19.2.1894. Stadtarchiv Nürnberg AvPer 709.
[26] Der Fünfeckturm der Nürnberger Burg mit Wächtern im Burggraben“ dürfte um 1856 entstanden sein. Eine entsprechend datierte Version vom Fünfeckturm gibt es auch in der Bayerischen Staatsgemäldesammlung in München. Das Gemälde ist ein Beispiel dafür, wie der Künstler sein Motiv bis in die Details minutiös ausarbeitet, aber trotzdem freier malt, als dies etwa zur Zeit des Biedermeiers der Fall war. Er unterscheidet sich damit gleichwohl wesentlich von seinen zahlreichen italienischen Bildern, zu denen etwa der Golf von Baja gehört (Abb. 16). Bildnachweis: Privatbesitz.
[27] „Morgengebet in der Wüste“ (Biaskra/Algerien) wird dieses Ölbild auf Leinwand genannt. Es unterscheidet sich im Stil, Motiv und in der Signatur (P. Schreiber statt C. Schreiber) von allen anderen Bildern, die wir von Schreiber kennen. Es befindet sich bereits seit um 1900 in der Sammlung der Kunstmuseen Krefeld befand. Es gibt keine weiteren Angaben zur Provenienz, und zur Person des Malers, die weiterhelfen könnten. Der Kunsthandel schreibt es Peter Conrad Schreiber zu. Hieran gibt es Zweifel. Bildnachweis: Sammlung Kunstmuseen Krefeld. Inventarnummer: GV 1965/514.
[28] Ein Fels grau in grau. Eine Stimmung des Malers? Oder thematisiert er die „bedrohliche Düsternis“ (Helmut Richter), die die zunehmende Augenschwäche Schreibers mit sich brachte? Wir wissen es nicht, er malte aber bis zuletzt mit großem Farbempfinden. Bildnachweis: Familienbesitz.
[29] Eine biedermeierliche Eleganz ausstrahlende, gleichwohl sehr viel freier gemalte, als dies im konventionellen Biedermeier üblich war, und zugleich liebevolle Figurenstudie im Porträt von Schreibers Mutter Katharina Barbara, geb. Hüttner. Datiert mit 1836 stammt es wohl aus Schreibers Berliner Zeit. Das Bild gehört zusammen mit der Lithografie aus dem Jahre 1835 („Wolfsrudel bei der Hirschjagd“ siehe Abb. 6) zu den beiden ersten Werken Schreibers, die noch erhalten sind. Bildnachweis: Privatbesitz.
[30] Die Kohlezeichnung (um 1849) zeigt zwei Malerfreunde unter einem Baum, dessen Wurzel gleichsam ihre Freundschaft versinnbildlicht. Auf der Rückseite steht zeitgenössisch, wohl von Georg Schreiber: „Nach dem Orginal photographiert und in meinem Besitz sind die Orginale.“ Der Verbleib der „Originale“ ist unbekannt. Bildnachweis des Fotos: Familienbesitz.